Bestes Klima für Recycling

5 Fragen an Ralph Büchele, Co-Autor des GreenTech-Atlas 3.0

Ob Urbanisierung, Ressourcenknappheit oder Klimawandel – wichtige globale Megatrends befeuern die Entwicklung von Umwelttechnologien. Green Economy lautet die Devise, auch in deutschen Unternehmen. Damit setzen sie auf den Wachstumstreiber Nummer eins, so ein Fazit im neuen GreenTech-Atlas. Bemerkenswert: Insbesondere im Bereich Kreislaufwirtschaft ist das Geschäftsklima so positiv wie seit Jahren nicht. Ralph Büchele, Co-Autor der Studie, erklärt warum.

Nach 2007 und 2009 hat das Bundesministerium den mittlerweile dritten GreenTech Atlas der Roland Berger Strategy Consultans vorgestellt (recyclingnews berichtete). Die Experten von Roland Berger kartografieren in regelmäßigen Abständen die deutsche Umwelttechnologie-Branche. Im Vergleich der drei Ausgaben besonders augenfällig: Grüne Technologien haben sich in den vergangenen fünf Jahren unerwartet rasant entwickelt. Lag das Weltmarktvolumen zur Veröffentlichung des Atlas 1.0 noch bei 1 Billion Euro, ist das Volumen der Umwelttechnologien heute bereits doppelt so groß – und übertrifft damit die anfänglichen Prognosen von Roland Berger deutlich.

Deutschland auf Wachstumskurs

Diese Entwicklung spiegelt sich auch hierzulande wider: Betrug der Anteil von GreenTech am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei der ersten Erhebung lediglich 4 Prozent (2005), erhöhte sich dieser Anteil im Jahr 2011 auf 11 Prozent und wird den Experten zufolge bis 2025 sogar auf 20 Prozent ansteigen. Global haben grüne Technologien „made in Germany“ bereits heute einen Marktanteil von 15 Prozent – eine Vorreiterposition, die Deutschland auf absehbare Zeit wird halten können, so die Autoren der Studie.

Aufbruchstimmung bei deutschen GreenTech-Unternehmen

Ein selbst für die Experten unerwartet eindeutiges Ergebnis brachte der von Roland Berger ermittelte Geschäftsklimaindex: Demnach ist die Geschäftserwartung deutscher GreenTech-Unternehmen heute um 60 Prozent positiver als noch 2008. Treiber für diesen Stimmungsschub ist vor allem die Kreislaufwirtschaft: In diesem Teilbereich ist die Stimmung sogar um 211 Prozent nach oben geklettert. Den Grund sieht Ralph Büchele, Principal bei Roland Berger und Co-Autor des GreenTech-Atlas 3.0, vor allem in einer Fokus-Verschiebung. Die Branche lege einen immer stärkeren Schwerpunkt auf Verwertung und Aufbereitung – entsprechend gewinne die Recyclingindustrie weiter an Bedeutung.

recyclingnews: Herr Büchele, seit der Veröffentlichung des ersten GreenTech-Atlas ist die Bedeutung von Umwelttechnologien stark angestiegen. Was hat diese Entwicklung beeinflusst?

Ralph Büchele: Die großen Megatrends wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit sind wesentliche Treiber für Umwelttechnologien und sorgen für kontinuierliches Wachstum über einen langen Zeitraum. Zudem erstreckt sich GreenTech über verschiedene Branchen; das heißt, Umwelttechnologien werden in vielen unterschiedlichen Bereichen benötigt. Ob in Maschinenbau, chemischer Industrie oder Elektrotechnik – überall haben Themen wie Umweltschutz und Ressourceneffizienz gleichzeitig an Relevanz gewonnen. Dadurch werden Umwelttechnologien zu einem Hebel, um stabiles Wachstum zu generieren.

recyclingnews: Laut dem von Ihnen ermittelten Geschäftsklimaindex bewerten GreenTech-Unternehmen den Leitmarkt Kreislaufwirtschaft heute um 211 Prozent positiver als 2008. Wie erklären Sie diesen enorm positiven Geschäftsausblick?

Ralph Büchele: Noch im Jahr 2007 dominierten Abfallerfassung und -sortierung den Leitmarkt Kreislaufwirtschaft. Allerdings waren die Margen in diesen Bereichen lange Zeit eher schwach, was wiederum die Geschäftserwartung eingetrübt hat. In den letzten drei, vier Jahren hat sich der Fokus der Branche auf die Themen Aufbereitung und Verwertung verschoben – wodurch auch Recycling an Bedeutung gewonnen hat und immer noch gewinnt.

Unternehmer entdecken stetig neue Umsatzperspektiven, neue Geschäftsmodelle und erhoffen sich auch bessere Margen – vor allem in dem Feld, das wir als High-Tech-Recycling bezeichnen. Dazu gehört das Recycling von Edelmetallen und Seltenen Erden beispielsweise aus Elektronikschrott. Gerade im Bereich der Rohstoff- und Materialeffizienz konnte Deutschland seinen Marktanteil erhöhen. Und das bringt natürlich eine positive Geschäftserwartung mit sich. In der Branche herrscht daher wieder Aufbruchstimmung.

recyclingnews: Wie viel Spielraum sehen Sie für deutsche Unternehmen noch im Bereich Kreislaufwirtschaft?

Ralph Büchele: Es deutet sehr viel darauf hin, dass das Thema rohstoffeffiziente Produktionsverfahren für deutsche Unternehmer immer wichtiger wird. Noch sind die Prozesse und Lösungen im High-Tech-Recycling nicht 100-prozentig wirtschaftlich. Der Wettbewerb mit der Primärproduktion ist teilweise noch sehr groß und das Recycling aufwändig und teuer – zum Beispiel bei Neodym, eine Seltene Erde, die unter anderem bei Permanentmagneten zum Einsatz kommt, oder bei Lithium, das bei Batterien eingesetzt wird. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die weltweite Rohstoffknappheit dazu führt, dass die Recyclingprozesse rundum wirtschaftlich und wettbewerbsfähig sind. Gerade mit Blick auf diese Entwicklung kann grüne Technologie aus Deutschland punkten.

recyclingnews: Was macht Sie da so zuversichtlich? Sie prognostizieren, dass die deutsche Recyclingbranche ihren globalen Marktanteil von 15 Prozent Umwelttechnologien auch künftig behaupten kann.

Ralph Büchele: Die Nachfrage nach Umwelttechnologien made in Germany ist enorm. Außerdem sind die Rahmenbedingungen ideal. Nicht nur, weil der Gesetzgeber Ressourceneffizienz unterstützt, sondern weil viele Unternehmen selbst erkennen, dass sie ihre Materialproduktivität noch weiter steigern können. Früher haben sie hingegen nur auf die Personalproduktivität geachtet.

recyclingnews: Der Vorgänger-Atlas setzte einen Schwerpunkt darauf, mit GreenTech die Wirtschaftskrise zu überwinden. Inwiefern hat sich der Fokus im Atlas 3.0 verschoben?

Ralph Büchele: Wir haben den Blick auf größere Themenfelder gerichtet, die für GreenTech eine wichtige Rolle spielen: zum Beispiel auf den Umbau des Energiesystems hin zu einer stärker dezentralen Energieversorgung. Dieser Umbau kann nur mithilfe von Umwelttechnologien gelingen, etwa mit kombinierter Strom-, Wärme- und Kälteerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien oder mit intelligenter Gebäudesteuerung und integriertem Energiemanagement.

Auch im Bereich der intelligenten Städte – Smart Cities – leisten Umwelttechnologien einen sehr großen Beitrag. Denken Sie etwa an nachhaltige Mobilitätskonzepte oder effizientes Infrastrukturmanagement. Natürlich spielt in Metropolen auch die intelligente Abfallwirtschaft eine große Rolle.

Übergreifende Entwicklungen in diesen Bereichen verändern die Gesellschaft. Wir nennen das den Aufbruch in die Green Economy. Wenn das gesamte wirtschaftliche Handeln an Nachhaltigkeitsprinzipien ausgerichtet wird, erreichen wir eine neue Kultur des Denkens: mit weniger mehr zu erreichen. Green Economy ist somit ein Treiber für Innovationen und zugleich für mehr Wohlstand und Umweltschutz. Zudem ist es ein klarer Differenzierungsfaktor im globalen Wettbewerb. Und in diesem Wettbewerb ist Deutschland gut positioniert.

Herr Büchele, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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