Moderne S-Bahn verbindet drei Landkreise und 34 Kommunen zwischen Schwarzwald und Donaubergland / Pünktlichkeitsquote 97 Prozent / Dank an Land Baden-Württemberg für Zusammenarbeit
Trossingen / Donaueschingen, 19.02.2013. Ein baden-württembergisches Nahverkehrsmodell feiert Jubiläum. Seit zehn Jahren rollt der Ringzug durch die ländliche Industrieregion Schwarzwald-Baar-Heuberg. Die S-Bahn verbindet drei Landkreise, 19 Städte und Gemeinde und 52 Haltepunkte. Sie bildet das Rückgrat für ein flächendeckend vernetztes Verkehrssystem zwischen Schwarzwald und Donaubergland. Zum Start des Jubiläums eröffneten die Landräte der Region am Dienstag in Trossingen eine Wanderausstellung. Dutzende von Veranstaltungen werden folgen.
„Der Ringzug ist zu einem der beliebtesten Verkehrsmittel der Region geworden“, sagte Stefan Bär, Landrat des Landkreises Tuttlingen und Vorsitzender des Zweckverbands Ringzug. Ausdrücklich dankte er dem Land Baden-Württemberg für die langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit und großzügige Unterstützung beim Betrieb der S-Bahn.
In den zehn Jahren habe der Ringzug mehrere Millionen Menschen bewegt. Täglich nutzten fast 15.000 Fahrgäste das Angebot. So Landrat Stefan Bär. Das entspreche fast der Einwohnerzahl der Stadt Trossingen. Bis zu 20 Fahrzeuge pendeln laufend auf dem 120 Kilometer langen, ringförmigen Schienennetz zwischen Rottweil, Tuttlingen, Donaueschingen und Villingen-Schwenningen. Sie legen im Jahr 1,2 Mio. Kilometer zurück. Querverbindungen nach Fridingen im Donautal, nach Blumberg, Bräunlingen und Trossingen ergänzen das Ringzugsystem. Die Fahrpläne sind minutiös mit denen der Deutschen Bahn und der Buslinien der drei regionalen Verkehrsverbünde abgestimmt. Mit einer Pünktlichkeitsquote von über 97 Prozent belegt der Ringzug landesweit einen Spitzenplatz im öffentlichen Nahverkehr.
„Wir haben alles dafür getan, diese Qualität aufrechterhalten zu können“, versicherte Landrat Stefan Bär. Damit dies gewährleistet bleibe, sei es unabweisbar, dass die Belange des Ringzugs bei den Planungen für die Gäubahn ausreichend Berücksichtigung finden. Er wünsche sehr, dass die Landkreise und der Zweckverband Ringzug auch künftig intensiv in die Beratungen von Land und Deutscher Bahn einbezogen werden. Fahrplanänderungen beim Fernverkehr und der Ausbau der Gäubahnstrecke wirkten sich unmittelbar auf den Ringzugbetrieb aus.
Vision verwirklicht: Integraler Taktfahrplan
Ausgangspunkt für das Modell Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg war der Wunsch von Kommunalpolitikern nach einem integralen Taktfahrplan. Er sollte die öffentlichen Verkehrsmittel besser miteinander vernetzen. Im Verlauf der neunziger Jahre erwuchs daraus das Konzept für eine größere, regionale Lösung. Die ließ sich am besten mit einer starken, gemeinsamen Achse realisieren: einer S-Bahn auf dem Lande.
Im Januar 1996 unterzeichneten der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel, Verkehrsminister Hermann Schaufler und die Landräte der drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis die „Trossinger Vereinbarung“. Land und Region wollten die Ringzug-Idee fortan gemeinsam verwirklichen und finanzieren. Für den kaufmännischen Betrieb gründeten die Landkreise den Zweckverband Ringzug. Die HzL Hohenzollerische Landesbahn AG aus Hechingen wurde für den technischen Zugbetrieb engagiert.
Investitionen von mehr als 100 Mio. Euro schlossen sich an, bevor der Ringzug am 31. August 2003 an den Start gehen konnte. Teile des Streckennetzes mussten auf ehemaligen Trassen neu gebaut oder modernisiert werden. In 19 Städten und Gemeinden ließ man neue, barrierefreie Haltestellen bauen oder alte Bahnhöfe wieder in Betrieb nehmen. Im regionalen Streckennetz der Deutschen Bahn musste die Leit- und Sicherungstechnik angepasst werden. Die HzL errichtete in Immendingen eine Betriebswerkstatt für die 20 neu angeschafften Regionalzüge und schuf 57 Arbeitsplätze. Die Anliegergemeinden sorgten für neue Zuwege, Park & Ride sowie Bike & Ride Plätze und Bushaltestellen bei den Ringzug-Haltepunkten. Der örtliche Busverkehr wurde auf das Ringzug-System ausgerichtet, so dass Bus und S-Bahn wie ein Getriebe zusammenwirken. Der Weg zum Zug sollte so einfach wie möglich gemacht werden.
Bei den Nahverkehrszügen handelt es sich um 700 PS starke, 120 km/h schnelle Dieseltriebwagen des Typs Regio-Shuttle – ein Modell des Berliner Herstellers Stadler Pankow. Die Niederflurwagen ermöglichen barrierefreies Ein- und Aussteigen. Jeder Zug fasst 150 Passagiere und bietet Toiletten, Klimaanlage und Steckdosen für Laptops.
Wanderungen, Ferienprogramm und VHS-Kurs für Ältere
Ein gemeinsamer Tarif der drei regionalen Verkehrsverbünde vereinfacht die Nutzung des Ringzugs. Mit einem einzigen Fahrschein kann man alle öffentlichen Verkehrsmittel in den drei Landkreisen nutzen. Zusatzangebote wie geführte Wanderungen und ein eigenes Ferienprogramm sollen Fahrten mit dem Ringzug auch in der Freizeit attraktiv machen. Bis zu 50 Teilnehmer zählen die ehrenamtlichen Wanderführer vom Schwäbischen Alb- und Schwarzwaldverein, die jeden zweiten Mittwoch im Monat an einer Haltestelle auf die umweltfreundlich per Ringzug anreisenden Fans warten.
Exkursionen in die Natur, Museumsbesuche, Kunstworkshops und Ferientage auf dem Bauernhof stehen im Sommer auf dem Plan. Dutzende von Vereinen, Kommunen, Firmen und Institutionen wirken am Ringzug-Ferienprogramm mit. „Die zahlreichen Kooperationen zeigen, dass der Ringzug nicht nur als Verkehrsmittel für den Berufs- und Schulverkehr verstanden wird, sondern als ein verbindendes Element für Freizeit, Kultur, Sport und öffentliches Leben. Er ist ein Teil der Region geworden“, sagt Zweckverbands-Geschäftsführer Enrico Musial.
„Viele ältere Mitbürger und Menschen mit Handicaps haben allerdings noch Hemmungen, den Nahverkehrszug zu nehmen. Im Jubiläumsjahr wollen wir auf sie zugehen und ihnen zeigen, wie einfach das Fahren mit dem Ringzug ist“, kündigt Enrico Musial an. Er hat eigens einen Volkshochschul-Kurs entwickelt, der im März startet. Die Kursteilnehmer werden ganz praktisch üben, wie man Fahrpläne liest, die richtigen Haltestellen und Anschlüsse findet, Fahrscheine am Automaten löst und sicher aus dem Bus bzw. Ringzug aussteigt.
Höhepunkte: Familienfest und Adventsmusik
Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist ein großes Familienfest auf dem Gelände der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen. Es findet am 14. September statt. Ein Ringzug-Haltepunkt ist unmittelbar vor Ort. Er ist zugleich Ausgangspunkt für Spaziergänge um die berühmte Neckarquelle, das Schwenninger Moos, und für Besuche im Schwenninger Eisstadion. Adventsmusik im Ringzug krönt das Nahverkehrsjubiläum im Dezember. Musikschulen aus der Region werden in den Zügen kleine Konzerte geben und die Fahrgäste auf ihren Weihnachtsmarktbesuch einstimmen.
Die Wanderausstellung zum Ringzug-Jubiläum informiert über die Idee und Geschichte des Modellprojekts, das Tarifsystem und die Ausflugsangebote. Sie ist noch bis zum 15. März im Rathaus der Stadt Trossingen zu sehen. Weitere Informationen auf www.ringzug.de .
Der Ringzug ist das gemeinsame S-Bahn-System der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Der Nahverkehr auf der Schiene verbindet seit 2003 die drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis.
Kontakt:
Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg
Enrico Musial, Geschäftsführer
Humboldtstraße 11
78166 Donaueschingen
0771 158932-24
musial@ringzug.de
http://www.ringzug.de