ALLER KRISEN ZUM TROTZ: FAMILIENUNTERNEHMEN BLEIBEN ALTBEKANNTEM FINANZIERUNGSMUSTER TREU
(ddp direct) Bonn 01.10.2012. Trotz Finanzkrise und gestiegener regulatorischer Anforderungen an Banken haben Familienunternehmen an ihrem Finanzierungsverhalten wenig geändert. Gleichzeitig sind Familienunternehmen nur teilweise auf die möglichen Auswirkungen von Basel III vorbereitet. Das ergab eine aktuelle Studie der INTES Akademie für Familienunternehmen in Kooperation mit der DZ BANK. Befragt wurden 173 Firmen, die sich mehrheitlich in Familienbesitz befinden.
Familienunternehmen prägen unsere mittelständische Wirtschaft und haben sich bisher in der globalen Krisensituation als ausgesprochen robust erwiesen. Aufgrund der traditionell engen Verbundenheit mit dem Mittelstand ist es ein wichtiges strategisches Anliegen der genossenschaftlichen FinanzGruppe, die wirtschaftliche Entwicklung dieser Kundengruppe mit bedarfsgerechten Finanzdienstleistungen zu begleiten. Diese Bedarfe lernen wir aber nur über einen engen Dialog mit den Unternehmen kennen, bekräftigt Dr. Thomas Kettern, Bereichsleiter Firmenkundenbetreuung der DZ BANK, das große Interesse an dieser Befragung.
Die Mehrheit der von uns befragten Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Zudem konnten Familienunternehmen ihre Eigenkapitalquote trotz Finanzkrise auf durchschnittlich 41 Prozent erhöhen, beschreibt André Knöll, Mitautor der Studie und Geschäftsführer der KNÖLL Finanzierungsberatung, die Finanzsituation der Familienunternehmen. So beurteilten knapp 70 Prozent der Befragten ihre Finanzierungssituation als sehr gut oder gut. Möglicherweise sind sich aber viele Familienunternehmen der direkten und indirekten Folgewirkungen der Finanzkrise auf ihr Unternehmen nicht bewusst, fügt Knöll hinzu. Denn auch Unternehmen mit einer eher schwachen oder gar negativen Umsatzrendite gaben sich zufrieden mit ihrer Finanzierungssituation. Das verwundert denn geringe oder fehlende Profitabilität deuten auf eine ebenso geringe oder fehlende Innenfinanzierungskraft hin. Und das wirkt sich negativ auf Bonität und somit Stabilität der Finanzierung aus, gibt André Knöll zu bedenken.
Bei den Finanzierungsquellen der Familienunternehmen dominieren traditionelle Finanzierungsmuster. Neben der Selbstfinanzierung (93 Prozent) bleiben Bankkredite (87 Prozent) und Leasing (64,7 Prozent) die am intensivsten genutzten Finanzierungsinstrumente von Familienunternehmen. Diesbezüglich hat sich gegenüber der ersten Befragung 2006 wenig geändert. Als eine neue Finanzierungsform erscheint in der aktuellen Befragung erstmals das Unternehmerkapital (5,7 Prozent). Hier investieren Unternehmer direkt in andere Unternehmen, häufig von Familienunternehmen zu Familienunternehmen.
Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Finanzierungsinstrumenten ist für Familienunternehmen die Unabhängigkeit von Finanzpartnern, fasst Knöll die aktuellen Ergebnisse zusammen. 2006 waren die Finanzierungskosten noch das wichtigste Kriterium. Mit Blick auf das Ziel Unabhängigkeit wollen knapp 75 Prozent der Familienunternehmen ihren künftigen Kapitalbedarf möglichst durch Erhöhung der Selbstfinanzierungskraft decken.
Überraschend ist, dass 57 Prozent der befragten Unternehmen, ihr Rating im sehr guten oder zumindest guten Bereich vermuten. Das ist bemerkenswert, denn nach dem Erfahrungswert von Banken liegt das externe Rating von Familienunternehmen im Schnitt eher bei befriedigend. Hier neigen Familienunternehmen offensichtlich zu einer optimistischen Selbsteinschätzung, meint Kettern. Ein wichtiger Baustein für die Bonitätseinschätzung ist die Kommunikation zwischen Unternehmern und Kapitalgebern. Je klarer und offener der Austausch zwischen den Geschäftspartnern, desto solider und vertrauensvoller ist die Zusammenarbeit, fügt Kettern hinzu. Genauso wie wir von unseren Unternehmenskunden die Bereitschaft zu Transparenz und Offenheit erwarten, müssen wir permanent daran arbeiten, der Erwartungshaltung der Unternehmen an eine vertrauensvolle Bankbeziehung nachzukommen.
Erstmals wurden Unternehmen danach gefragt, ob sie über ein kodifiziertes Regelwerk hinsichtlich ihrer Finanzierungsziele und -strategien verfügen. Erst 20 Prozent haben hierzu eine Regelung getroffen. Die Unternehmen, die über schriftlich fixierte Finanzierungsrichtlinien verfügen, weisen jedoch nicht nur eine signifikant höhere Zufriedenheit, sondern auch höhere Umsatzrenditen auf. Die Champions unter den Familienunternehmen gestalten auch ihre Finanzierung aktiv, indem sie ihre Finanzierungsziele und strategien im Sinne einer Financial Governance klar regeln, bilanziert Prof. Dr. Peter May, Gründer der INTES Akademie für Familienunternehmen. Das verschafft Klarheit und Orientierung über die Finanzierung auch bei veränderten Rahmenbedingungen. Gerade ertragsschwächere Unternehmen sollten sich also hieran orientieren und sich klare Finanzierungsgrundsätze und ein aktives Finanzmanagement verordnen, bevor es andere tun, rät May.
Die komplette Studie erhalten Sie bei der INTES Akademie für Familienunternehmen unter www.intes-akademie.de.
Nach 2006 und 2009 wurden im Frühjahr 2012 zum dritten Mal Familienunternehmen über ihr Finanzierungsverhalten befragt. An der schriftlichen Befragung beteiligten sich 173 Familienunternehmen aller Umsatzgrößen und Branchen.
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