Das Chinesische Nationalmuseum in Peking

China ist ein Land im Wandel. Die raschen Entwicklungen, die das Reich der Mitte formen, werden dabei nicht nur im wirtschaftlichen Bereich sichtbar. Auch mitten in der Hauptstadt, am Tiananmen-Platz im Herzen Pekings, ist die Wandlung und Vielschichtigkeit Chinas seit vergangenem Jahr anschaulich zu erkennen. Denn hier befindet sich das Chinesische Nationalmuseum, welches bis zum Frühjahr 2011 umgebaut und erneuert wurde. Deutschland leistete dabei einen entscheidenden Beitrag.

Ursprünglich befanden sich in dem Gebäude zwei Museen: das Museum der Geschichte Chinas und das Museum der Chinesischen Revolution. 2003 wurden diese beiden zum Chinesischen Nationalmuseum zusammengeschlossen. Dieses wurde bis 2011 erweitert und umgestaltet und ist heute mit knapp 200.000 Quadratmetern das größte Museum der Welt. Verantwortlich für die neue Architektur des gewaltigen Bauwerks waren dabei Meinhard von Gerkan, Stephan Schütz und vielen weiteren Architekten aus dem Hamburger Büro Gerkan, Marg und Partner. Dabei wurde die äußere Fassade kaum verändert. Sie sieht auch heute noch beinahe aus wie 1959, als das Gebäude im Stil des „sozialistischen Klassizismus“ errichtet worden war. Die deutschen Planer hatten auch hier Veränderungen vorgesehen, aber die chinesischen Bauherren zogen es vor, sich gegen das gewagte angedachte scharfkantige Dach zu entscheiden und so das Gesamtbild des Tianmen-Platzes nicht in seiner Harmonie zu unterbrechen. Doch im Inneren wurden insgesamt 80% des Baus durch die deutschen Architekten abgewandelt. Und auch das Beleuchtungskonzept, die Akustik und die Gestaltung der Beete rings um das Gebäude wurden von kreativen Köpfen aus Deutschland geplant.

Sogar die erste internationale Ausstellung im neuen Chinesischen Nationalmuseum, die am 1. April 2011 eröffnet wurde, war eine deutsch-chinesische Kooperation, die das deutsche Außenministerium mit 6,6 Millionen Euro förderte. Unter dem Titel „Kunst der Aufklärung“ waren hier 12 Monate lang Leihgaben aus den Staatlichen Museen zu Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München zu sehen. Etwa 600 Exponate aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, darunter unter anderem Bilder von Goya, Gainsborough, und Caspar David Friedrich, verschiedene wissenschaftliche Instrumente, Kostüme und Dokumente und sogar die Schuhe des Philosophen Immanuel Kant hatten dazu die Reise von Deutschland nach Peking angetreten. Mit den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung hatte sich Martin Roth, Museumsdirektor aus Dresden, ganze 10 Jahre lang befasst.

Und auch in der Zukunft ist mit vielen internationalen Beiträgen in Peking zu rechnen. Denn der Direktor des Chinesischen Nationalmuseums, Lu Zhangshen, hat sich zum Ziel gesetzt, in seinem Haus eine weite Perspektive zu öffnen und auch ungewöhnlichen Blickwinkeln Raum zu bieten. Denn er sieht das Chinesische Nationalmuseum zugleich auch als ein Inter-Nationalmuseum, in dem einige Säle für Wechselausstellungen aus aller Welt reserviert bleiben sollen.

Somit ist das erneuerte Chinesische Nationalmuseum in Peking beinahe schon ein Sinnbild für den steten Wandel und die Offenheit Chinas. Doch bei aller Weltoffenheit und allem Neuen bleibt auch das Museum der chinesischen Tradition, Kultur und Geschichte treu, auf der es basiert. Als Symbol hierfür kann man es ansehen, dass das gesamte Untergeschoss des Museums dazu dient, die chinesische Nationalgeschichte in all Ihren Facetten zu präsentieren. So bleibt die Entwicklung Chinas, vom Pekingmensch über das Kaiserreich bis zur Raumfahrt, das Fundament, während darauf aufbauend Raum für Neues aus aller Welt ist.

Markus Bo
Geschäftsführer von China-entdecken.com
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