Urban Mining – Der etwas andere Ansatz
Das Ruhrgebiet – drittgrößter Ballungsraum Europas
Das Ruhrgebiet wird im Wesentlichen von mehreren zusammengewachsenen Großstädten gebildet. Es hat rund fünf Millionen Einwohner und einer Fläche von 4.435 Quadratkilometern. Würde man sie als eine einzige Stadt betrachten, die Ruhrstadt, wäre sie die größte Stadt Deutschlands und die fünftgrößte in Europa. Da die kommunalen Selbstverwaltungen den Schritt zur Ruhrstadt nicht priorisieren gibt es zahlreiche Aktivitäten, um den Blick für eine Ruhrstadt zu schärfen. Zu den Organisationen, die diese Aktivitäten vorantreiben zählen u.a. pro Ruhrgebiet e. V., die Initiativkreis Ruhr GmbH, der Ruhrverband oder die überregionale Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr. Das ist auch gut so, da der Strukturwandel große Herausforderungen mit sich bringt.
Bergbau und Stahl prägten die Region
Wenn man Menschen außerhalb des Ruhrgebietes fragt, was sie mit dem Ruhrgebiet assoziieren, sind es oft die Industrien wie Bergbau und Stahlproduktion und die damit verbundene schlechte Luft. Die gute Nachricht dabei ist, das Ruhrgebiet hat sich zu einem auch landschaftlich schönen Gebiet entwickelt, in dem die Umwelt sich weitgehend regenerieren konnte. Die schlechte Nachricht ist, dass viele Industrien und Unternehmen nicht mehr existieren. Die Wirtschaftszyklen sind längst vorbei, in denen Brauereien, Bergwerke und Stahlunternehmen Arbeitsplätze in großer Zahl bereitstellen konnten. Der Weg zur IT- und Medienregion war zwar erfolgreich, konnte aber alleine nicht den notwendigen Strukturwandel realisieren. Und nun? Der durch die TIME Branchen (Telekommunikation, IT, Medien, Entertainment) geprägte 5. Kondratieff-Zyklus ist beendet. Wachstumsraten sind dort kaum noch realisierbar. Welchen neuen Chancen erhält das Ruhrgebiet nun in dem 6. Kondratieff-Zyklus?
Umwelttechnologien weltweit führend
Im Wahlkampf um die Präsidentschaftswahl in den USA wurde vor einigen Wochen ein Entwicklungssprung für die USA gefordert, wolle man nicht im Weltmarkt den Anschluss an Deutschland verlieren. Offensichtlich flößt Deutschland hier der Welt Respekt ein. Und in der Tat, insbesondere nach dem beschlossenen Atomausstieg sollte man sich überlegen, wie man aus der Tugend eine Chance für neues Wirtschaftswachstum generiert. Aber es geht nicht nur um erneuerbare Energien. Auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz bzw. das neue Abfallgesetz hat den Druck auf Vermeidungs- und Verwertungsstrategien erhöht und so auch Recyclingtechnologien ermöglicht, die in der ganzen Welt genutzt werden. Aber auch hier ist ein Umdenken notwendig.
Verschläft die Kreislaufwirtschaft die Entwicklungen?
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz spricht mit den Vermeidungsstrategien vorwiegend die Produktwirtschaft an. So wie die Stromkonzerne lange die Entwicklungen der Technologien für erneuerbare Energien vernachlässigten, so sieht dies heute mit den Unternehmen der Kreislaufwirtschaft aus. Schließlich leben sie von den anfallenden Abfällen ihrer Kunden. Warum sollten sie also denen dabei helfen, ihre Abfälle zu vermeiden? Das ist sicher verständlich, führt aber zukünftig zu einer neuen Welle von Unternehmensschließungen in diesem Segment. Die Entwicklung von Produktideen und von Technologien die Abfälle vermeiden helfen werden zukünftig verstärkt aus der Produktwirtschaft kommen und weniger aus der Kreislaufwirtschaft selbst. Ansätze wie cradle to cradle® oder Urban Mining werden hier neue Chancen insbesondere für das Ruhrgebiet darstellen.
Urban Mining – der neue Bergbau im Ruhrgebiet
„Ich habe eine Vision“, so der Geschäftsführer des Dortmunder MID, der selbst viele Jahre im Management von Unternehmen der Rohstoff- und Umweltwirtschaft tätig war. „Die Vision ist, dass was den Spirit des Silicon Valley vor dreißig Jahren ausmachte in das Ruhrgebiet zu holen“. Man spürt diese Begeisterung des Informatikers, der diese Zeit selbst mitgestaltete und Software entwickelte. Das ist lange her. Was geblieben ist, ist die Begeisterung für die Gestaltung des Wandels. Das Ruhrgebiet als Urban Mining Valley?
Der Begriff Urban Mining beinhaltet Methoden, die in der Stadt befindlichen Rohstoffe zu identifizieren, zu gewinnen und in den Kreislauf wieder zurückzuführen. Das gilt für die jetzt vorhandenen Rohstoffe, aber auch für die, die erst zukünftig in der Stadt Verwendung finden. Hier sind Städteplaner, Architekten, Anlagenbauer und Produktentwickler gefragt, um das Urban Mining von morgen möglich zu machen. Produkte tragen dabei einen ökologischen Rucksack mit sich, in dem sämtliche ökologische Auswirkungen von der Rohstoffproduktion, Herstellung, Logistik, Nutzung und anschließender Entsorgung kumuliert werden. Dieser Rucksack soll leichter werden. Zur Zeit führt Weichbrodt mit US-Investoren Gespräche für die Umsetzung des Projektes im Ruhrgebiet. „Das Projekt kostet viel Energie, wir benötigen Partner mit Visionen, Umweltbewusstsein und natürlich Geld“, so der Wirtschaftsberater, der im Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung aktiv ist. Deren Motto ist „Hoffnung durch Handeln“. Und das prägt auch die Motivation im Management Institut Dortmund. Es ist angetreten neben den fundierten ökonomischen Fragestellungen insbesondere soziale und ökologische Themen aufzugreifen, die den Erfolg von Unternehmen in der Zukunft ausmachen werden. Am Tag der Gründung des MID wurde auch der Urban Mining e.V. in Essen gegründet, der im nächsten Jahr bereits den vierten Urban Mining Kongress in Iserlohn ausrichtet. Und die Geschichte geht weiter. Vielleicht wird Urban Mining das Ruhrgebiet in der Zukunft so prägen wie der Bergbau es in der Vergangenheit konnte. Glückauf!
Die Management Institut Dortmund GmbH ist Think Tank, Zukunftswerkstatt und Unternehmensberatung in den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Schwerpunkte sind die Begleitung von Veränderungsprozessen sowie Innovations- und Wissensmanagement.
Kontakt:
Management Institut Dormund GmbH
Rainer Weichbrodt
Ruhrallee 9
44139 Dortmund
0231 9525406
r.weichbrodt@mi-dortmund.de
http://www.mi-dortmund.de