Eurokrise

Die Entwicklung in einigen Ländern der Euro-Zone bereitet vielen Menschen Sorge. Wir erläutern einige Hintergründe und beantworten häufige Fragen.

Die Probleme wurden erstmals im Jahr 2010 in Griechenland sichtbar. In den Folgejahren standen auch andere Staaten im Fokus, beispielsweise Spanien oder Italien. Im Frühjahr 2013 ist es ausgerechnet der kleine Staat Zypern, der die ganze Euro-Zone vor eine neue Bewährungsprobe stellt.

Was passiert, wenn eine es Staatspleite innerhalb der Euro-Zone gibt?

Erst einmal sind die Anleger betroffen, die diesem Staat Geld geliehen haben, beispielsweise durch den Kauf einer Staatsanleihe. Diese Anleger bekommen ihr Geld nicht oder nur zum Teil zurück. Die Konsequenzen wären aber weitreichender. Zum einen sind in erster Linie die Banken, die Wirtschaft und die Bevölkerung des insolventen Landes von der Staatspleite direkt betroffen. Zum anderen könnte es Auswirkungen auf die ganze Euro-Zone haben. In einem solchen Fall wäre wohl nicht nur das Vertrauen in das insolvente Land erschüttert, sondern wahrscheinlich auch das Vertrauen in den Euro allgemein. Denkbar wäre, dass einige Anleger, zum Beispiel aus den USA oder Asien, den Euro lieber meiden und stattdessen Geldanlagen in anderen Regionen/Währungen bevorzugen.

Das Risiko, dass der Herausgeber einer Anleihe seine Schulden am Ende nicht oder nicht vollständig tilgt, müssen Anleger grundsätzlich auch bei Staatsanleihen bedenken. Der Fall Griechenland hat gezeigt, dass diese Regel nicht nur bloße Theorie ist, sondern auch innerhalb der Euro-Zone beachtet werden muss. Wer einem Staat Geld leiht, trägt das so genannte Emittentenrisiko – das Risiko, dass die Schulden nicht oder nicht vollständig zurückgezahlt werden können.

Wie wahrscheinlich ist es eine Staatspleite?

Staaten haben weitergehende Möglichkeiten als Unternehmen oder Privatpersonen, eine Pleite abzuwehren. Zum Beispiel haben sie die Möglichkeit, neue Steuern zu erheben oder vorhandene Steuern zu erhöhen – wie dies zum Beispiel in Griechenland passiert ist. Trotzdem sind Staatspleiten möglich und in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen. Wer einem Staat Geld leiht, muss sich also immer fragen, ob dieser Staat den Kredit auch zurückzahlen kann.

Ist eine Staatspleite der Bundesrepublik Deutschland möglich?

Theoretisch schon. Aktuell gibt es dafür aber keine Anhaltspunkte. Die Situation hierzulande ist mit der aktuellen Situation in vielen anderen Ländern der Euro-Zone – wie beispielsweise Griechenland oder Zypern – nicht zu vergleichen. Im Gegenteil: Gerade weil andere Länder finanzielle Probleme haben, legen viele Anleger ihr Geld in Deutschland an. Deutschland hat im internationalen Vergleich immer noch eine hervorragende Bonität und zählt daher zu den sichersten Schuldnern. Auch wenn die weitere Entwicklung abgewartet werden muss, gelten Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland momentan weiter als sichere Geldanlage. Gleiches gilt für Geld, das Verbraucher als Einlage bei einer Bank angelegt haben, für die die deutsche gesetzliche Einlagensicherung oder alternativ eine als gleichwertige angesehene deutsche Institutssicherung gilt.

Wie kann ich mich gegen Staatspleiten schützen?

Wenn Sie davon ausgehen, dass ein bestimmter Staat Pleite geht, sollten Sie keine Geldanlagen dieses Staates besitzen. Kaufen Sie keine Staatsanleihen dieses Landes. Meiden Sie sicherheitshalber auch Aktien, Immobilien, Unternehmensanleihen und andere Wertpapiere und Beteiligungen in diesem Land. Im schlimmsten Fall erleiden Sie sonst einen Totalverlust.

Ist das Geld auf der Bank nach der Entwicklung in Zypern noch sicher?

Wenn eine Bank Mitglied eines europäischen Einlagensicherungssystems ist und die Verbraucher das Geld in Euro oder einer anderen Währung eines EU-Mitgliedslandes auf einem Konto in Form einer Einlage angelegt haben, gilt der europaweite Mindestschutz von 100.000 Euro. Dieses Prinzip gilt für die Bundesrepublik Deutschland genauso wie für Zypern.

Diese Einlagensicherung ist dafür angelegt, im Falle der Pleite eines einzelnen Instituts das Guthaben der Sparer zu schützen. Dieses System wurde jedoch nicht für einen Flächenbrand, also der gleichzeitigen Insolvenz mehrerer Banken, konzipiert. Im Fall Zyperns ging es darum, eine Insolvenz der Banken zu verhindern. Während der Krise in Zypern im Frühjahr 2013 gab es erstmals konkrete Pläne, auch die privaten Kontoinhaber zu beteiligen, um eine Insolvenz der Banken abzuwenden.

Dies zeigt folgenden Unterschied sehr deutlich: Die gesetzliche Einlagensicherung schützt das Geld der Sparer im Insolvenzfall. Wird eine Insolvenz der Bank dagegen abgewendet, ist eine Beteiligung der privaten Kontoinhaber grundsätzlich möglich. Im Fall Zyperns wurden Kleinsparer nicht herangezogen. Die Grenze wurde, ebenso wie bei der gesetzlichen Einlagensicherung, bei 100.000 Euro gezogen.

Für Gelder, die auf Konten angelegt sind, für die die deutsche gesetzliche Einlagensicherung oder eine als gleichwertig angesehene deutsche Institutssicherung gilt, haben die Ereignisse in Zypern keine Auswirkungen.

Droht im Fall einer Staatspleite auch eine Abwertung des Euro?

Eine Staatspleite verursacht viele Probleme, die aber in erster Linie das Land selbst betreffen. Die Auswirkungen auf die gemeinschaftliche Währung sind kaum prognostizierbar. Auch bei Währungen gilt grundsätzlich das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn weniger Haushalte, Unternehmen und Staaten den Euro nachfragen, geht der Preis runter. Fehlendes Vertrauen führt so zur Abwertung des Euro. Dann bekommt man für einen Euro weniger Geldeinheiten der ausländischen Währung. Im Zuge der griechischen Schuldenkrise des Jahres 2010 hat der Euro beispielsweise gegenüber dem US-Dollar zeitweise über zehn Prozent seines Wertes verloren. Auf- und Abwertungen in dieser Größenordnung sind allerdings nicht ungewöhnlich und kamen in der Vergangenheit schon öfter vor.

Welche Konsequenzen hätte eine Abwertung des Euro?

Für Verbraucher wird es teurer, außerhalb des Euro-Raumes Waren und Dienstleistungen einzukaufen oder dort Urlaub zu machen. Für deutsche Unternehmen wird es teurer, Waren zu importieren. Andererseits können Unternehmen Waren günstiger ins Ausland exportieren. Wer Geld in der ausländischen Währung angelegt hat, profitiert von einem zwischenzeitlichen Währungsgewinn – der allerdings erst realisiert wird, wenn der Rücktausch des Kapitals in Euro auch tatsächlich erfolgt.

Wie kann ich mich gegen eine Abwertung des Euro schützen?

Wenn Sie davon ausgehen, dass es zu einer Abwertung des Euro kommt, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder investieren Sie ausschließlich in Geldanlagen, die in Euro geführt werden, damit Sie erst gar kein Währungsrisiko haben. Oder Sie investieren in eine Währung, von der Sie annehmen, dass die gegenüber dem Euro zulegen wird. Behalten Sie Recht, machen Sie einen Währungsgewinn. Wenn Sie sich irren, machen Sie einen Währungsverlust. Bitte bedenken Sie: Solange „nur“ Ihr Geld die Euro-Zone verlässt, Sie selbst aber bleiben, kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Tag, an dem Sie das Kapital in Euro zurücktauschen werden. Deswegen haben Sie auf jeden Fall das Währungsrisiko, also die beschriebene Gefahr eines Währungsverlustes.

Was ist eigentlich eine Inflation?

Inflation bedeutet einen Anstieg des Preisniveaus. Für Güter und Dienstleistungen muss also mehr bezahlt werden. Dies passiert unter anderem, wenn die zuständige Zentralbank zu viel Geld in Umlauf bringt. Wenn dann nicht gleichzeitig mehr produziert wird, steht zu viel Geld für die gleiche Warenmenge zur Verfügung. Deshalb steigen die Preise. Für einen Euro bekommt man weniger als vorher. Steigen dann die Löhne nicht im gleichen Ausmaß wie die Preise, führt dies zu einem Kaufkraftverlust. Dann kann man sich mit dem, was man verdient, in der Summe weniger leisten als vorher. Dies bedeutet dann eine Senkung des Reallohns.

Bekommen wir im Fall der Abwertung des Euro eine Inflation?

Die Frage ist schwer zu beantworten. Wir hatten zum Beispiel seit 1999 viele Auf- und Abwertungen des Euro im Verhältnis zum US-Dollar. Dabei lag der Währungskurs zwischen 0,82 und 1,60 Euro. In diesem Zeitraum hatten wir zu keiner Zeit hohe Inflationsraten. Welche Auswirkungen eine Staatspleite innerhalb der Euro-Zone auf die Inflation hat, können wir nicht vorhersagen. Die seit Jahren dauernde Euro-Krise führte bisher nicht zu einer signifikanten, dauerhaften Abwertung.

Wie kann ich mich gegen Inflation schützen?

Inflation bedeutet Preissteigerungen. Man kann für einen bestimmten Geldbetrag weniger kaufen. Eine hohe Inflation wirkt sich beispielsweise ungünstig auf Bargeld oder Anlageprodukte wie Tagesgeld, Festgeld, Bausparverträge, festverzinsliche Wertpapiere aus. Dieses Vermögen ist real immer weniger Wert. Besser dran sind Verbraucher, die Sachwerte besitzen oder ein Darlehen zurückzahlen müssen. Das Darlehen, dass man zurückzahlen muss, ist real immer weniger wert. Sofern die Sachwerte genauso steigen wie die Inflation, erhält man sein reales Vermögen.

Vorsicht: Niemand kann sicher sagen, auf welche (Sach-)Werte man in der nächsten Inflationskrise setzen sollte. Und wenn die Inflation dann doch nicht kommt, ist sowieso wieder alles ganz anders. Entscheidend ist hier, das Vermögen geeignet auf unterschiedliche Produktklassen zu streuen.

Was soll ich jetzt unternehmen?

Sie sollten ihr Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufteilen, um Risiken zu minimieren. Lassen Sie sich nicht verrückt machen und hören Sie nicht auf so genannte „Geheimtipps“. In Situationen wie dieser hört man immer wieder von vermeintlich „sicheren Häfen“ wie Immobilien oder Gold. Niemand weiß heute, ob ein Land innerhalb der Euro-Zone wirklich pleite geht, ob der Euro abgewertet wird oder ob eine Inflation droht. Informieren Sie sich anhand geeigneter Ratgeber und lassen Sie sich unabhängig beraten. Und vor allem: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte, sondern streuen Sie ihre Geldanlagen. Es ist durchaus sinnvoll, regelmäßig zu überprüfen, ob Ihre aktuellen Geldanlagen weiterhin zu Ihren individuellen Zielen passen. Es hat aber keinen Sinn, aufgrund tagespolitischer Ereignisse sein Vermögen in einen vermeintlich sicheren Hafen zu bringen. Insbesondere Anleger, die ihr Vermögen weitgehend in Produkte investiert haben, für die die gesetzliche Einlagensicherung der BRD gilt, sollten Ruhe bewahren und sich nicht zu übereilten Entschlüssen verleiten lassen. Vielmehr sollten sie schauen, wo Sie Ihr Geld im Einzelnen angelegt haben und bei Bedarf punktuell nachbessern.

Was muss ich bei den einzelnen Produktklassen beachten?

In den letzten Jahren lagen die Zinssätze für sichere Anlagen oft unterhalb der Inflationsrate. Die weitere Entwicklung von Zinssätzen und Inflation lässt sich nicht sicher vorhersagen, mit deutlich höheren Anlagezinsen ist aber kurzfristig nicht zu rechnen. Wer eine höhere Rendite anstrebt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit auch entsprechend höhere Risiken eingeht.

a) Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch und sonstige Einlagen

Hier gilt die gesetzliche Einlagensicherung. Dies bedeutet, dass Ihr Geld im Insolvenzfall bis zur Höchstgrenze von 100.000 Euro pro Person und Institut abgesichert ist. Innerhalb der Höchstgrenzen ist ein Verlust nicht möglich. Darüber hinaus gibt es noch die privaten Sicherungssysteme. Allerdings kann es Wochen dauern, bis die Einlagensicherung das Geld an die Anleger auszahlt.

b) Fremdwährungskonten

Die deutsche gesetzliche Einlagensicherung gilt nur für Konten, die in Euro oder einer anderen EU-Währung geführt werden. Abgesichert bis zur Höchstgrenze von 100.000 Euro pro Institut und Person wären beispielsweise Konten in Euro oder britischem Pfund, nicht aber in US-Dollar oder Schweizer Franken. Prüfen Sie daher, ob für Ihre Konten die gesetzliche Einlagensicherung gilt, falls Ihre Bank insolvent wird. Das Geld, das Sie in einer fremden Währung angelegt haben, ist mehr wert, wenn der Euro im Vergleich zu dieser Währung schwächer wird. Umgekehrt ist Ihr Geld weniger wert, falls der Euro im Vergleich zu dieser Währung zulegt.

c) Renten- und Lebensversicherungen

Es kann passieren, dass die Überschüsse reduziert werden oder sogar ganz entfallen – falls zum Beispiel der Versicherer Staatsanleihen eines insolventen Staates besitzt oder Anleihen von insolventen Banken oder Unternehmen. Dann bliebe den Anlegern nur der Garantiezins auf den Sparanteil, dessen Höhe davon abhängt, in welchem Jahr der Vertrag abgeschlossen wurde. Falls eine Versicherung insolvent wird, greift die Sicherungseinrichtung „Protektor“ ein. „Protektor“ führt die Verträge fort und garantiert die Leistungen.

d) Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland

Ein Totalverlust ist hier nur möglich, falls die Bundesrepublik Deutschland den Staatsbankrott erklärt. Dieser ist derzeit nicht zu erwarten, daher gelten deutsche Staatsanleihen weiterhin als sicher.

e) Sonstige Anleihen, Zertifikate

Bei diesen Papieren gehen Anleger das sogenannte Emittentenrisiko ein. Das bedeutet, dass das angelegte Geld verloren ist, falls der Herausgeber Pleite geht – unabhängig davon, ob der Herausgeber ein Staat, eine Bank oder ein Unternehmen ist. Daher sollten Anleger bei diesen Papieren immer sehr genau prüfen, wem sie ihr Geld anvertrauen. Im Einzelfall können Anleihen durch private Einlagensicherungssysteme abgesichert sein, beispielsweise bei den Sparkassen oder den Genossenschaftsbanken.

f) Fondsanlagen, Depotinhalte

Die Fondsgesellschaft verwaltet Ihre Fondsanteile, das Institut bewahrt Ihre Wertpapiere in einem Depot für Sie auf. Falls die Fondsgesellschaft Pleite geht, ist das Geld der Anleger als Sondervermögen geschützt. Falls die Bank Pleite geht, gehört Ihnen weiterhin der Inhalt Ihres Depots. In beiden Fällen laufen Sie also nicht Gefahr, dass Ihr Vermögen in die Insolvenzmasse des Instituts eingeht. Ihr Vermögen hängt aber weiterhin von den Marktentwicklungen ab. Sinken die Kurse, sind Ihre Fondsanteile oder Wertpapiere weniger wert.

g) Immobilien, Gold

Sachwerten wie Immobilien oder Gold wird nachgesagt, in Krisenzeiten ihren Wert zu behalten. Ob dies aber auch für die aktuelle Situation gilt, ist offen. Wie bei allen anderen Anlagen auch kann man hier nicht einfach von der Entwicklung in der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Für die Wertentwicklung einer Immobilie ist im Zweifel die Lage bedeutender als der Staatshaushalt in Ländern an der Peripherie Europas. Und der Goldkurs hängt nicht nur von der weiteren Entwicklung von Angebot und Nachfrage ab, sondern auch von der Entwicklung des Euro zum US-Dollar.

h) (Einzel-)Aktien, Beteiligungen

Hier gehen Anleger ein unternehmerisches Risiko ein. Wird das Unternehmen zahlungsunfähig, ist die Beteiligung wohl nichts mehr wert. Es ist schwer bis unmöglich, jemanden zu finden, der Ihnen Anteile an einem Unternehmen abkauft, das gerade von einem Insolvenzverwalter abgewickelt wird. Schauen Sie daher genau, an welchen Unternehmen Sie sich beteiligt haben.

Fazit für Verbraucher:

Zunächst einmal sollten die Anleger nicht in Panik verfallen. Es gelten auch jetzt die Regeln, die Anleger zu jeder Zeit beachten sollten: Risikostreuung durch Investition in verschiedene Anlageprodukte, regelmäßige Überprüfung der Anlagestrategie und Niedrighalten der Kosten.

Quelle:VBZ NRW