Diese Nachricht ist im Wortsinn hochkarätig: Fura Gems (TSXV: FURA; FRA: A2DP3J), ein Vorreiter für die herkunftsgarantierte Produktion und das transparente Marketing von Smaragden, Rubinen und Saphiren, schließt die erste Runde seiner bereits im Sommer bekannt gegebenen Finanzierung mit 26,8 Mio. CAD ab. Der Zeichnungspreis von 0,25 CAD pro Aktie lag 47 Prozent über dem Schlusskurs des Vortages (9. Oktober). Bemerkenswert ist nicht allein die Summe, sondern die Tatsache, dass ein großer Investor offenbar bereit war, einen deutlichen Aufschlag zum aktuellen Börsenkurs zu bezahlen. Gewöhnlich verlangen Großaktionäre eher Rabatt. Warrants gab es ebenfalls nicht und eine Finder Fee wurde nicht bezahlt. Durch die Platzierung wird Lord of Seven Hills, ein Family Office mit Sitz in Dubai und Hongkong, zum größten Einzelaktionär bei Fura. 106.754.408 neue Aktien wurden ausgegeben, womit sich Gesamtzahl der Aktien auf rund 242 Mio. erhöht.
Das frische Geld dient dem Ausbau der produzierenden Smaragdmine Coscuez in Kolumbien sowie insbesondere dem 100prozentigen Erwerb eines produktionsreifen Rubinprojekts in Mozambique.
Für frühere Investoren bedeutet die aktuelle Runde eine erhebliche Verwässerung. Fura hatte seit seinem Börsengang im Mai 2017 bei insgesamt fünf zurückliegenden Kapitalrunden schon mehr als 26 Mio. CAD an Kapital aufgenommen. Die Investoren hatten bei diesen Kapitalrunden zwischen 0,21 bis 0,60 CAD gezahlt, im Durchschnitt immerhin 0,38 CAD pro Aktie. Die eingeworbenen Gesamtmittel aller Kapitalerhöhungen einschließlich der aktuellen Runde addieren sich jetzt auf mehr als 52 Mio. CAD, wobei mindestens weitere 6 Mio. CAD als zweite Tranche noch folgen sollen. Das entspricht zufällig ziemlich genau dem aktuellen Börsenwert des Unternehmens, von rund 60 Mio. CAD (gerechnet bei 0,25 CAD). Für neue Investoren bedeutet das: Es gibt jetzt die Chance auf Augenhöhe mit dem Großaktionär zu investieren, und zwar (noch) zu niedrigeren Preisen als jene Investoren, die schon vor zwei Jahren eingezahlt haben und vermutlich höhere Risiken eingegangen sind.
Luxusmarken suchen farbige Edelsteine mit garantierter Herkunft
Worin besteht nun das Geschäftsmodell von Fura? Kurz gesagt: Fura Gems will Ordnung in den überwiegend unorganisierten Markt für farbige Edelsteine bringen. Als einziger integrierter Anbieter von Smaragden, Rubinen und Saphiren weltweit will Fura einen Anteil von 15 Prozent an aktuellen Gesamtmarkt von rund 2,5 Mrd. USD erobern. Die Überführung eines unorganisierten Marktes in einen organisierten Markt ist deshalb so wichtig, weil alle Beteiligten einschließlich der Luxusmarken wissen, dass in absehbarer Zukunft vorwiegend Schmuck mit ethisch einwandfreier Herkunft verkauft werden kann. Genau diesen Bedarf will Fura mit selbst gewonnenen Steinen in Zukunft bedienen. Denn, so die These des Unternehmens, nur der eigene Abbau garantiert die lückenlose Überwachung der Lieferkette und die Einhaltung hoher sozialer Standards in den Abbauländern Kolumbien und Mozambique.
Große Luxusmarken wie Chopard werben aktuell in Modemagazinen mit der Selbstverpflichtung, dass sie künftig nur noch fair gehandelte Produkte verkaufen wollen. Die Luxusbranche kann es sich immer weniger leisten, Schmuck oder Edelsteine anzubieten, deren Herkunft und vor allem deren ethische Produktion sie nicht lückenlos nachvollziehen kann. Die Industrie reagiert mit ihrer Transparenzoffensive auf die Forderung einer neuen Käufergeneration. Die veränderte Sensibilität der kaufkräftigen Millennials stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Zugleich eröffnet der (Sinnes)Wandel aber Chancen für neue Geschäftsmodelle und für Unternehmen, die die geforderte Transparenz erfüllen können und wollen. Hier sieht sich Fura Gems als künftiger Partner der Luxusmarken für farbige Edelsteine. Schon im kommenden Jahr peilt Fura das ehrgeizige Umsatzziel von mehr als 50 Mio. USD an, ausschließlich aus dem Verkauf von selbst gewonnen Steinen.
Im Gegensatz zu Diamanten ist der Markt für farbige Edelsteine zu 90 Prozent unorganisiert
Ein paar Zahlen zur Einordnung: Aktuell werden jedes Jahr Rohdiamanten im Wert von 14 Milliarden USD gehandelt. Dagegen bringen es alle farbigen Edelsteine wie Smaragde, Rubine oder Sapphire zusammen nur auf ein Volumen von 2,5 Milliarden USD jährlich. Der wichtigste Unterschied besteht aber nicht in der Größe, sondern im Organisationsgrad beider Märkte: während die Diamantenindustrie, dank De Beers, zu 99 Prozent aus organisierten Playern besteht, stammen bei farbigen Steinen gerade einmal 11 Prozent des Angebots von organisierten Anbietern. Aktuell führend ist hier derzeit die Gemfields Group aus Südafrika. Knapp 90 Prozent der farbigen Steine stammen aus unorganisierten und entsprechend intransparenten Quellen. Man kann sich leicht vorstellen, welche Herausforderung das für die Luxusmarken bedeutet. Selbst wenn sie es wollten, könnten sie derzeit ihr Geschäft mit legitimen farbigen Steinen gar nicht nachhaltig ausweiten, von Qualität und sicherer Versorgung einmal ganz zu schweigen. Genau diese Lücke will Fura Gems besetzen und strebt an, 15 Prozent des Marktes für coloured stones in einen organisierten Markt zu überführen. Fura wäre dann neben dem schon etablierten Spezialisten Gemfields Group Limited das zweite Unternehmen in diesem Bereich.
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Abbildung 1: Diamantenmarkt organisiert – Markt für farbige Edelsteine weitgehend unorganisiert.
Das Fura Management zielt langfristig auf institutionelle Investoren
Das Kernteam des Fura Managements, insbesondere das indische Dreigestirn Dev Shetty (CEO), Ashim Roy (Mining Operations) und Rupak Sen (Marketing), kommt vom Wettbewerber Gemfields. Man kann Fura geradezu als Gemfields 2.0 verstehen. Deshalb ist die Vorgeschichte wichtig: Die Gemfields Group Limited dürfte trotz ihrer 89 Mio. USD Umsatz im ersten Halbjahr 2019 und der hohen Profitabilität (EBITDA 33,1 Mio. USD im ersten Halbjahr) nur wenigen hiesigen Investoren ein Begriff sein. Der Grund dafür liegt sicher darin, dass Gemfields aktuell nur noch in Johannesburg und an der exotischen Bermuda Stock Exchange notiert ist. Das war allerdings einmal anders: Investoren aus London erinnern sich noch bestens an die alte Gemfields plc, denn bis Mitte 2017 war Gemfields plc an der Londoner AIM notiert. Zwischen 2008 bis 2015 war Gemfields plc sogar ein gefeierter Liebling der Londoner Börse. Institutionelle Investoren wie Blackrock, M&G, Investec und andere große Fonds gehörten zu den Aktionären. Nicht weniger als neun Analysten schrieben seinerzeit regelmäßig über das Unternehmen. Dann allerdings veranlasste der Mehrheitsaktionär das De-Listing in London, was von vielen institutionellen Adressen als Schlag ins Gesicht empfunden wurde.
Aber nicht nur Investoren waren mit der defacto Privatisierung von Gemfields unzufrieden, auch wichtige Manager wie Dev Shetty, Ashim Roy und Rupak Sen haben sich damals von Gemfields verabschiedet. Dev Shetty gründete Anfang 2017 Fura Gems Inc. als börsennotiertes Start-up an der Börse in Toronto und holte nach und nach sein altes Team nach. Das unternehmerische Ziel des Fura Managements ist klar: sie wollen den Erfolg von Gemfields wiederholen – diesmal auf eigene Rechnung und vor allem als verlässlicher Partner der großen Fonds. Fura ist derzeit an der TSX-Venture Exchange notiert. Ein Upgrade auf die TSX Mainboard sowie ein Dual-Listing am Börsenplatz London sind angestrebt, sobald das Unternehmen regelmäßige Umsätze erwirtschaftet.
Es spricht für enormes unternehmerisches Selbstvertrauen und Konsequenz, wenn ein ganzes Managementteam eine erfolgreiche Firma – Gemfields plc – verlässt, um anschließend ein Startup – Fura Gems Inc. – im selben Businesssegment zu gründen.
Fura wird künftig eine wichtige Rolle für die gesamte kolumbianische Smaragdindustrie spielen
Die Coscuez Smaragdmine in Kolumbien war schon einmal in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der weltgrößte Produzent von Smaragden. Kolumbianische Smaragde gelten als besonders hochwertig und werden deutlich teurer gehandelt als beispielsweise Smaragde aus Zambia. Laut amtlicher Statistik hat Kolumbien im vergangenen Jahr Smaragde im Wert von rund 150 Mio. USD exportiert. Diese Zahl dürfte durch die Produktion von Fura künftig deutlich höher liegen. Durch seine vorbildliche Produktionsweise will Fura zu einem Imagewandel beitragen und Steine aus Kolumbien sollen endgültig den Makel von Bürgerkrieg und Drogenfinanzierung verlieren.
In weniger als zwei Jahren hat Fura aus der berühmten Coscuez Smaragdmine einen Vorzeigebetrieb gemacht. Noch bis vor kurzem wurden dort unter kaum vorstellbaren Bedingungen gefördert. Die Minenarbeiter mussten ohne Ventilation 1,5 Kilometer tief in den Berg vordringen und sich durch schmale Gänge zwängen, in denen man nicht aufrecht stehen konnte.
Inzwischen wurde Hauptzugangstunnel erweitert und mit einem Belüftungssystem ausgestattet. Die Fahrbahn reicht für kleine Lader. Ein Jumbo besorgt die Sprenglöcher für den Vortrieb von Wendeln oder Tunneln. Es ist kaum zu glauben, aber Fura ist die erste Gesellschaft in der 400jährigen Geschichte der Coscuez Mine, die moderne Bergbaumethoden verwendet. Deshalb sind erstmals tiefer liegende Bereiche der Mine zugänglich, die ohne Ventilation nicht erschlossen werden konnten. (Abbildung 2).
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Abbildung 2: Querschnitt der Coscuez Mine. In der Vergangenheit haben die lokalen Bergleute ausschließlich den leichter zugänglichen, oberen Teil des Vorkommens abgebaut.
Soziale Partnerschaft mit den lokalen Bergleuten und ihren Familien ist für Fura wichtig
Die Partnerschaft und der faire Umgang mit der lokalen Bevölkerung ist ein zentrales Motiv für die Arbeit von Fura. Wenn es gut lief, verdienten die Bergleute rund um die Coscuez Mine früher 50 USD pro Monat. Urlaub oder Freizeit gab es nicht. Genau genommen gab es nicht einmal Geld. Die besten Steine mussten abgegeben werden und die Bergleute durften die schlechten Steine mit nach Hause nehmen, um diese dann bei einem Händler zu verkaufen. Heute, bei Fura, erhalten die Bergleute ein regelmäßiges Gehalt, haben feste Arbeitszeiten und Anspruch auf Pausen und Urlaub. Außerdem ist der Arbeitsplatz wesentlich sicherer als vorher. Im Ort gibt es jetzt dank Fura eine Bäckerei und eine Näherei. Letztere näht die Arbeitskleidung der Bergleute, aber auch schicke Uniformen für eine große Jugendmusiktruppe, die mehrmals die Woche Paraden übt. Außerdem unterstützt Fura die Schule vor Ort und sorgt dafür, dass die Kinder nachmittags nicht mehr auf die Suche nach Smaragden geschickt werden. Stattdessen spielen sie begeistert Fußball, auch viele Mädchen. Ein Gesundheitsdienst bietet seine Dienste in einem mobilen Zelt an und zieht von Ort zu Ort. Die Liste der Initiativen ist noch viel länger und es gibt noch viele Ideen. Das dient einerseits der Beziehungspflege, aber wird spätestens dann wirtschaftlich relevant, wenn Vertreter von Luxusmarken sich vor Ort ein Bild der Lage machen.
Der eigentliche Abbau der Steine ist vergleichsweise simpel. Fünferteams arbeiten gleichzeitig an einem Aufschluss – aber nur der Picker, oft eine Frau, darf die Steine auflesen und in eine Metallbox werfen. Die gegenseitige Überwachung soll vor Diebstahl vorbeugen. Das nachfolgende Video zeigt den Abbau vor Ort. Die Aufnahmen stammen von einem Site Visit Anfang August dieses Jahres:
Ein guter Vorrat an Smaragden für die erste Auktion liegt schon im Tresor
Parallel zum Ausbau der Mine hat Fura schon einen guten Vorrat an Smaragden gesammelt. Im Vollbetrieb soll die Produktion auf 700 bis 1000 Karat pro Tag gesteigert werden. Pro Karat rechnet man durchschnittlich mit einem Wert von 150 USD, wobei besonders große und besonders reine Steine allerdings ein Vielfaches dieses Wertes erreichen können. Ein guter Vorrat an Smaragden lagert schon im Tresor. Noch vor Ende des Jahres möchte Fura die erste Auktion abhalten – vermutlich in Antwerpen. Wir werden das Unternehmen in Zukunft weiter begleiten.
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