Immobilien im Schlussverkauf

aus den offenen Immobilienfonds abzogen, gerieten zahlreiche Fonds in Liquiditätsnot und mussten die Rücknahme von Anteilen vorübergehend aussetzen. Seither gilt: Still ruht der See. Aktuell sind von den für Privatanleger wichtigsten Fonds 13 gesperrt, zehn davon werden zurzeit aufgelöst, weil selbst nach einer fast zweijährigen Schließung die durch Immobilienkäufe beschaffte Liquidität nicht ausreicht, um Geld an alle rückgabewilligen Anleger auszuzahlen.

Einer nach dem anderen
Seit 22. Mai 2012 steht fest, dass der CS Euroreal abgewickelt wird. Damit geht nur 14 Tage nach dem SEB Immoinvest der zweite etwa 6 Milliarden Euro große offene Immobilienfonds in die Liquidation. Ende Oktober 2011 bzw. Februar 2012 kam bereits das Aus für die Fonds Axa Immoselect und Degi International sowie den KanAm grundinvest. Damit erreicht die erdrutschartige Entwicklung der einst als sichere Anlageform geltenden offenen Immobilienfonds ihren Tiefpunkt. Absehbar ist, dass sie Dachfonds, die überwiegend in offene Immobilienfonds als Zielfonds investieren, mit sich reißt. Mehr darüber lesen Sie in unserem Beitrag „Das falsche Spiel der SEB Bank“.

Geld nur kleckerweise
Die betroffenen Immobilienfonds werden nun über drei bis fünf Jahre abgewickelt. Was bedeutet das? Die Immobilien der Fonds werden verkauft und die Erlöse in halbjährlichen Tranchen anteilig an die Anleger ausgezahlt. Zusätzlich werden die Erträge des Portfolios ausgeschüttet. Doch auch hier stockt es. Der Axa Immoselect beispielsweise hatte von einer für April 2012 angekündigten Zahlung abgesehen und „hofft“ nun, im Herbst Geld an seine Anleger ausschütten zu können. Auch der CS Euroreal wird wohl nicht vor Dezember 2012 eine erste Auszahlung leisten. Entsprechend groß ist die Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher.

Kleiner Trost
Den betroffenen Anlegern ist zum Trost zu sagen: Ihr Geld ist nicht weg. Die Fonds haben in Immobilien und damit in Sachwerte investiert, die nicht auf einen Schlag wertlos geworden sind. Diese müssen nun aber verwertet werden. Wie hoch Ihr Verlust am Ende ist, wird sich erst nach vollständiger Abwicklung herausstellen. Auf das Ergebnis negativ auswirken können sich vor allem Vorfälligkeitsentschädigungen, die beim vorzeitigen Verkauf der Immobilien an die Banken zu zahlen sind. Auch der Verkaufsdruck, der auf den Fonds lastet, wird nicht spurlos an den Verkaufspreisen vorübergehen. Der Markt spitzt sich angesichts der Vielzahl liquidierender Fonds weiter zu. Andererseits ist wegen der Inflationsangst die Nachfrage nach gut vermieteten Immobilien hoch.

Für manche Anleger ist das Problem, nicht über ihre Ersparnisse verfügen zu können, wenn sie sie brauchen, existenziell. Wir appellieren daher an die Banken, ihren Kunden, denen sie zum Erwerb von Anteilen an offenen Immobilienfonds auch wegen der hohen Provisionen geraten haben, in der Not zu helfen und ihr Eigeninteresse am Verdienst von Kreditzinsen zurück zu stellen.

Fünkchen Hoffnung
Ganz anders sieht es bei den offenen Fonds der Deka, der Deutschen Bank und von Union Investment aus. Sie haben mit ihren angeschlossenen Bankfilialen einen starken Vertrieb und konnten seit Jahresbeginn zusammen rund 2 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln. Es besteht also Hoffnung, dass sich der Markt der offenen Immobilienfonds in der Zukunft konsolidieren wird. Dazu beitragen wird sicherlich auch eine gesetzliche Neuregelung, die die Entnahme von Geld aus einem Fonds auf 30.000 Euro pro Halbjahr beschränkt, eine Haltefrist von zwei Jahren für darüber hinaus gehende Beträge vorschreibt und eine Kündigungsfrist von einem Jahr vorsieht.

Gleichwohl sollten Sie auch bei den Fonds von Deka, Deutscher Bank und Union Investment immer abwägen, ob Kosten und Nutzen in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen. Ist die Investition in Sachwerte mit der zu erwartenden Rendite sinnvoll? Auch dann noch, wenn Sie die Kosten für Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühr den Einnahmen gegenüberstellen und wissen, dass Sie in den meisten Fällen keinen unmittelbaren Zugriff auf Ihr finanzielles Vermögen haben? In jedem Fall gilt auch weiterhin: Verteilen Sie Ihre Ersparnisse immer auf verschiedene Anlagen!

Was tun?
Variante 1: Sie können abwarten, was die Fondsgesellschaft Ihnen auszahlt und hoffen, dass der Verlust nicht allzu groß ist.

Variante 2: Sie können Ihre Fondsanteile direkt über die Börse verkaufen und auf diesem Weg sofort Geld erhalten, allerdings ist an der Börse mit Verlusten bis zu 70 Prozent zu rechnen.

Variante 3: Sie können die Varianten eins und zwei kombinieren und so einerseits für einen Teil sofort Geld erhalten, andererseits für den restlichen Teil auf höhere Zahlung hoffen.

Variante 4: Sie können Ihre Bank wegen Falschberatung verklagen, vorausgesetzt der Fehler der Bank lässt sich nachweisen. Ein Beratungsfehler könnte etwa darin liegen, den offenen Immobilienfonds als kurzfristig und jederzeit verfügbar zu bezeichnen. Außerdem können Sie Ihrer Bank unter Umständen vorwerfen, nicht über versteckte Kosten aufgeklärt zu haben. Es kommt aber wie immer auf den Einzelfall an, und da eine Klage weitere Kosten nach sich zieht und ein Ausgang des Verfahrens unwägbar ist, sollten Sie diesen Schritt gut überdenken.

Quelle:VBZ Hamburg