Am Montag hatten wir ein Interview mit Alfred Wieder geführt, welches wir Dienstag dann veröffentlichen wollten. Da haben uns dann die Ereignisse überrollt. Jetzt also nachfolgend das Interview mit Alfred Wieder.Das dürfte das erste Interview nach seinemRücktritt sein:
Herr Wieder, der VGF hat den Platzierungserfolg Ihrer AWAG im Jahr 2012 als Nr. 1 im Bereich Private Equity/Venture Capital gelistet. Sie aber sind damit nicht zufrieden. Woran liegt das?!
aw:
Zufriedenheit ist – aus meiner unternehmerischen Sicht – der Beginn des Abstiegs. Natürlich bin ich stolz auf meine Vertriebsmannschaft der AWAG und den Platz 1 bei VGF in unserer Vermögensklasse. Dennoch ist das Ergebnis mit 86 Mio EURO für unsere MIG Fonds nicht das gewesen, was wir in der Lage gewesen wären zu platzieren. Aus diesem Grund bin ich nicht zufrieden, weil wir mit unserem gesamten Team ohne weiteres das Vorjahresergebnis mit 130 Millionen EURO erreichen oder sogar übertreffen hätten können.
Bremer: Wie hoch sind dann Ihre Ziele im Jahr 2013 und wie wollen Sie diese erreichen?
aw:
Wir wollen in diesem Jahr 150 Millionen EURO für die MIG Fonds einwerben. Dazu haben wir bereits im vergangenen Jahr begonnen an unseren Strukturen zu arbeiten: professioneller enger am und für den Vertriebspartner arbeiten und unsere Präsenz mit unsere MIG Fonds massiv erhöhen. Das wird dazu führen, dass neben neuen Finanzdienstleistern und Vermögensberatern auch die Zahl der neuen MIG-Anleger überdurchschnittlich steigen wird. Zudem erhöhen wir unsere Präsenz bei unseren bisherigen Anlegern. Knapp 50.000 Investoren sind in den vergangenen 10 Jahren für unsere MIG Fonds überzeugt worden, hier gilt es noch konsequenter mit einer intensiveren Informationsarbeit unsere bestehenden Anleger auf den aktuellen Stand zu bringen. Automatisch resultieren hieraus dann mehr Empfehlungen für unsere AWAG-Partner.
Bremer: Die AIFM-Umsetzung mit dem Kapitalanlagengesetzbuch wirft ihre Schatten voraus. Wird es denn nach dem Juli 2013 überhaupt noch MIG Fonds für Privatanleger geben?
aw:
Die AIFM-Umsetzung hat uns in der Tat ein wenig zusätzlichen Aufwand beschert. Das gesamte Netzwerk unter Leitung von Dr. Matthias Hallweger, unserem Vorstand der HMW AG, hat hier das Gesetzgebungsvorhaben für uns sehr aktiv begleitet. Im Ergebnis hat sich die Arbeit ausgezahlt und unsere Vermögensklasse mit direkten Unternehmensbeteiligungen hat einen eigenen Absatz im Gesetz bekommen: Es wird weiter MIG Fonds auch nach dem KAGB geben!
Bremer: Welche Änderungen der MIG Fonds wird es denn nach dem KAGB geben? Dürfen noch Privatanleger in MIG Fonds investieren und wird der Vertrieb weiter über die AWAG erfolgen?
aw:
Beides kann ich klar mit Ja beantworten. Wie bisher auch werden die Vertriebspartner der AWAG unsere MIG Fonds Privatanlegern in Deutschland und Österreich anbieten können. Im Zuge der AIFM Umsetzung haben wir ohnehin unseres Strukturen überdacht und werden einige Änderungen herbeiführen, einfach an die Herausforderungen der Zukunft anpassen. Die MIG Verwaltungs AG unter Leitung von Michael Motschmann wird als Fondsmanager zu lizenzierten Kapitalverwaltungsgesellschaft. Die AWAG und die HMW Unternehmensgruppe rücken noch näher zusammen. Dazu passt es auch, dass ich mein Amt als Vorstand der AWAG niedergelegt habe, damit ich mit weniger Schreibtischtätigkeit eben genau da ansetzen kann, wo wir im vergangenen Jahr Umsatz liegen gelassen haben: Direkt beim Vertrieb, in dessen Aufbau und Verbreiterung, aber auch in dessen Internationalisierung.
Bremer: Sie sprechen es selbst an, Ihre Amtsniederlegung als Vorstand der AWAG haben Sie selbst publiziert. Worin lag denn nun der tatsächliche Grund: die interne Umstrukturierung in Ihrer Unternehmensgruppe oder vielmehr die Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden?
aw:
Mit meinen engsten Geschäftspartnern Michael Motschmann und Dr. Matthias Hallweger haben wir die Frischzellenkur für unsere gesamte Unternehmenskur schon seit Monaten diskutiert. Wir rücken noch näher zusammen, um uns für noch weitere regulatorische Anforderungen, die wir erwarten zu rüsten. Aber vor allem wollen wir uns noch effektiver aufstellen. Darin liegt der Grund für diese Transaktionen. Dass ich daneben mit den Finanzbehörden nicht einer Meinung bin, wo zu welchem Zeitpunkt Gewerbesteuer abzuführen war, war nur der Anlass diese Änderungen jetzt zu vollziehen. Wichtig für uns ist, dass weder Anlegergelder bzw Fondsgesellschaften damit in irgendeiner Weise berührt sind noch unsere Vertriebspartner wie deren Provision oder Optionspunkte.
Bremer: Wie waren denn die Reaktionen, die Sie bisher so erreichten?
aw:
Wer sich die kurze Zeit genommen hat zuzuhören, wusste dass unsere Umstrukturierung ebenso logisch wie sinnvoll ist und mein Verfahren keine Auswirkung auf unsere Anleger und Vertriebspartner hat. Damit war es auch schon gut und die meisten, gerade altgedienten Vertriebspartner freuten sich, dass ich nun mehr Zeit haben werde wieder an der Basis, in der Schulung und auf Investorenveranstlatungen, meinen Beitrag zum Erfolg der MIG Fonds zu leisten. Die meisten Reaktionen waren daher positiv.
Bremer: Vielen Dank für das Gespräch