Die Wellen schlagen hoch derzeit beim Frankfurter Unternehmen S&K. Massive staatsanwaltschaftliche Ermittlungen und ein Aufgebot an Kräften, wie wir es lange nicht erlebt haben, gingen an keiner Zeitung vorbei. Nahezu stündlich neue Meldungen. Für die Presse ist klar: S&K ist ein Schneeballsystem, wenngleich Beweise derzeit noch ausstehen. Wir fragten den ehemaligen PR-Berater des Unternehmens, Michael Oehme, wie er die Situation einschätzt und ob wirklich erkennbar war – wie die Staatsanwaltschaft behauptet -, dass es sich bei S&K um ein von vorne herein geplantes kriminelles Geschäft handelte.
Diebewertung: Sie sind lange genug am Markt. Warum haben Sie das Mandat der S&K übernommen?
Michael Oehme: Übernommen habe ich das Mandat in 2010 und war wie viele davon überrascht, was die Vorstände der S&K bislang geleistet hatten. Ich sehe bis heute im Ankauf von notleidenden Objekten eine große Chance, zumal, wenn man sich anschaut, wie sich der Immobilienmarkt in den letzten Jahren entwickelt hat. Immerhin hatte S&K bis zu diesem Zeitpunkt ein nicht unerhebliches Portfolio für einen Großinvestor zusammengestellt.
Diebewertung: Haben Sie sich denn als Ausgangsbasis Ihrer Arbeit von den bisherigen Ergebnissen an Hand von Fakten überzeugt?
Michael Oehme: Man hat mir ohne Nachzufragen das Referenzbuch zur Verfügung gestellt, sowie die dazugehörigen Ausführungen des TÜV Süd. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, haben Sie selbst darüber geschrieben. Danach verfügte oder lassen Sie mich sagen verfügt, was ich allerdings nicht weiß, S&K zum damaligen Zeitpunkt über ein Volumen von rund 300 Millionen Euro Verkehrswert, das man erfolgreich durchgehandelt hatte und bei dem der TÜV bestätigte, wie hoch die realisierten Renditen waren. Das hat mir so bislang kaum ein anderer Initiator vorgelegt. Auch an der Aussage, dass S&K über ein Immobilienvermögen von rund 100 Millionen Euro verfügt, hatte ich keinen Zweifel. Insofern schien mir die Absicherung der Investoren durch Immobilienabtretungen nur konsequent.
Diebewertung: Irgendwann kippte die Wahrnehmung in der Presse, anfänglich verstärkt über Internetmedien. Warum?
Michael Oehme: Mögliche Hintergründe anzusprechen, kann ich aufgrund meiner vertraglichen Vertraulichkeitserklärung nicht. S&K hatte jedoch mit einer Kampagne gegen sich zu tun, die weit über das übliche Maß hinaus ging. Mehr kann und möchte ich an der Stelle nicht sagen, da die Situation auch in meine persönlichen Belange Einfluss genommen hat. Ich meine nicht nur, dass Diffamierungskampagnen wirtschaftlich schaden. Ich meine vielmehr die persönliche Situation, wenn man wöchentlich – meist am Sonntag Morgen – eine Morddrohung bekommt oder Menschen anonym schreiben, dass sie meinen Kindern schaden wollen. Ich bin vielleicht ein „Schwergewicht“, aber das zermürbt über kurz oder lang, da Sie keinen Gegner haben, dem Sie sich stellen können.
Diebewertung: Das ist aber nicht der Grund, dass Sie im Spätsommer letzten Jahres das Handtuch geworfen haben?
Michael Oehme: Nein, denn im Gegensatz zu manch anderen PR-Beratern stehe ich mit meinen Kunden auch schon einmal schwierigere Zeiten durch. Ich habe dabei nur eine ganz klare Direktive: Alle Informationen, die ich herausgebe, müssen belegbar sein. Man muss mir ja nicht alles sagen, aber das, was ich kommuniziere, muss belegt sein. Das betrifft gute wie schlechte Nachrichten. Wenn ein Fonds beispielsweise, aus welchen Gründen auch immer, in Schräglage gerät, dann habe ich gegenüber Journalisten nur dann eine Chance, wenn ich glaubwürdig aufzeigen kann, was der Initiator zu tun gedenkt. Das ist aus meiner Sicht auch der einzige Ansatz, mit dem ein Anbieter eine Chance hat, diese Krisensituation durchzustehen.
Diebewertung: Vor diesem Hintergrund würde es uns natürlich interessieren, um die Frage nochmals aufzunehmen, warum es zu einer Beendigung der Zusammenarbeit kam?
Michael Oehme: Wenn man unterschiedliche Vorstellungen über die Kommunikationsstrategie hat, sollte man sich trennen. Ein Emittent ist genauso wenig mit einem Berater verheiratet wie umgekehrt.
Diebewertung: Was ist Ihre persönliche Einschätzung derzeit – nennen wir es mal eine Momentaufnahme?
Michael Oehme: Mich überrascht die Vehemenz der Situation. Ich kann bislang nicht erkennen, auch wenn die Presse bereits vom Schneeballsystem spricht, dass es hierfür stichfeste Beweise gibt. Man mag den Verantwortlichen einen überzogenen Lebenswandel bescheinigen – deren Lebenswandel ist auch nicht meiner. Aber sind das schon Anhaltspunkte genug, gleich von Betrug zu sprechen? Die Fonds haben konzeptionell vorgesehen, dass man sich an Immobilien, aber auch an anderen Gesellschaften beteiligt, so lange die Ausschüttungen gewährt werden. Das ist nun einmal der Vorteil dieses Konzeptes und für die Anleger das Risiko. Nach dem, was ich weiß, gab es hier bislang keine Abweichungen. Dass man durch die Investition in Vertriebsgesellschaften mehr Umsatz sicherstellen wollte, scheint folgerichtig. Ich war aber nie in bilanziere Aspekte eingebunden, ich hoffe, dass die nackten Zahlen hier zur Aufklärung beitragen werden.
Diebewertung: Eine offene Frage, die Sie natürlich nicht beantworten müssen: Wie fühlen Sie sich derzeit?
Michael Oehme: Klare Antwort: beschissen! Denn ich befürchte, dass die S&K-Beteiligungen an den Fonds anderer Gesellschaften, deren operatives Geschäft jetzt offensichtlich auf Eis gelegt ist, dazu führt, dass diese handlungsunfähig werden und somit – obwohl bislang nach meiner Einschätzung recht stabil – nun aufgrund des Status Quo Schwierigkeiten bekommen. Ein nicht betreuter Immobilienfonds, bei dem beispielsweise die Konten eingefroren sind, ist handlungsunfähig und schmiert somit über kurz oder lang ab. Den Schaden haben die Anleger. Im Falle S&K sprechen wir hier von Milliardenbeträgen. Ich hoffe sehr, dass dies der Staatsanwaltschaft klar ist, denn sonst trifft sie eindeutig die falschen – nämlich die Anleger sowie die Vertriebe, die diese Fonds einstmals vermittelt haben.
diebewertung:Vielen Dank Herr Oehme