Die weltweiten Erträge im Investmentbanking werden 2012 voraussichtlich um 10 Prozent steigen, die Eigenkapitalrendite (RoE) der Branche wird bei ca. 11 Prozent liegen Seit Mitte 2011 wurden 15.000 Arbeitsplätze abgebaut, der Abbau weiterer 25.000 Stellen wurde bereits angekündigt Mittelfristiger Ausblick bleibt schwierig: Die globale Branche wird weitere 40.000 Stellen streichen, um profitabel zu werden Radikale Restrukturierungsprogramme, Ausstieg aus einigen Produktlinien und verstärkte Konsolidierung erwartet: Weniger als zehn Banken werden sich global behaupten Wachstumschancen konzentrieren sich auf Schwellenländer jedoch nur wenige Institute sind darauf vorbereitet
(ddp direct) München, November 2012: Die internationale Investmentbranche erzielte in den vergangenen Monaten bessere Ergebnisse; doch die strukturellen Ertragsprobleme bleiben unverändert. Im dritten Quartal erwirtschafteten Investmentbanken einen soliden Ertrag von rund 60 Milliarden Euro ein deutliches Plus gegenüber dem schlechten dritten Quartal 2011. Soweit sich die Staatsschuldenkrise nicht wieder verschärft rechnen Experten mit einem Ertragswachstum von ca. 10 Prozent auf 250 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2012. Die Eigenkapitalrendite (RoE) könnte dabei auf 11 Prozent klettern. Doch in den kommenden zwei Jahren werden im Vergleich zu Mitte 2011 voraussichtlich weitere 40.000 Arbeitsplätze entfallen. Von den weltweit tätigen Instituten werden nur 5 bis 10 die nächsten 3 bis 5 Jahre überleben. Der Arbeitsplatzabbau wird jedoch vor allem die Industrieländer betreffen. Denn angesichts des erfolgreichen Wachstums der vergangenen zwei Jahre in den Schwellenländern werden dort weitere Arbeitsplätze im Investment Banking entstehen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der neuen Analyse „Investment Banking Outlook“ von Roland Berger Strategy Consultants.
„Wir erleben eher eine Stabilisierung als eine Wende“, so Markus Böhme, Senior Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. „Banken sollten kurzfristig nicht auf weiteres Wachstum vertrauen, sondern sich darauf konzentrieren, aus einem stagnierenden Ertragspool höhere Gewinne zu schöpfen.“
Restrukturierungsprogramme sichern die Profitabilität
Die Branche wird in Zukunft ihre Restrukturierungsanstrengungen verstärken. So wurden seit Mitte 2011 bereits 15.000 Arbeitsplätze abgebaut, weitere 25.000 Stellenstreichungen sind bereits angekündigt, um die Profitabilität der Branche zu gewährleisten. Doch 40.000 zusätzliche Jobs im Investment Banking stehen weltweit auf dem Spiel.
„Die Restrukturierung dieses Bankensektors wird sich radikal ändern. Es geht nicht mehr um eine taktische Reduktion der Kapazitäten, sondern um eine Umgestaltung der Branche und Fokussierung auf neue Märkte“, erläutert Markus Böhme.
Konsolidierungsprozess geht schneller voran
So wird der Konsolidierungsprozess der Investment Banken, bei dem rund 15 bis 20 Prozent der Überkapazitäten entfallen werden, in den nächsten Jahren schneller vorangehen. Das Ergebnis: „Wir gehen davon aus, dass weniger als zehn globale Marktakteure überleben werden“, prognostiziert Roland Berger-Stratege Markus Böhme. „Dabei werden die Banken ihre Kapazitäten auf unterschiedlichste Weise reduzieren.“
Einige Institute könnten Produktlinien aufgeben, andere möglicherweise ihre internationale Präsenz einschränken oder ein völlig neues Geschäftsmodell definieren und Partnerschaften mit anderen Instituten schließen. Kleinere Banken müssen eventuell verstärkt auf ihre Distributionsfunktionen und die Zusammenarbeit mit führenden Instituten setzen. Diese könnten selbst verstärkt Skaleneffekte erzielen, indem sie einige Funktionen bündeln.
Wachstum in Schwellenländern
Investment Banken, die diesen Konsolidierungsprozess überleben werden, winken steigende Erträge. Marktwachstum erwarten die Roland Berger-Experten jedoch hauptsächlich in den Schwellenländern allen voran in Asien. Denn trotz der jüngsten Abkühlung in den Schlüsselländern beurteilen die Experten die mittelfristigen Aussichten für Schwellenländer eher optimistisch. „Schwellenländer sind in den letzten Jahren signifikant gewachsen. Selbst wenn das Wirtschaftswachstum in manchen Ländern derzeit etwas abkühlt, sehen wir noch erhebliches strukturelles Wachstumspotenzial in dieser Region“, sagt Markus Böhme.
So könnten die Schwellenländer bis 2016 einen zusätzlichen Ertrag von über 30 Milliarden Euro generieren. Voraussetzung für das weitere Wachstum ist jedoch eine starke Präsenz der Banken vor Ort. Entsprechend bauen internationale Institute ihre lokale Präsenz aus und messen sich zunehmend mit regionalen Banken, die ihre Produktkompetenz weiter stärken.
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