Sterben kostet Geld

In Deutschland sterben jeden Tag mehr als 2.000 Menschen. Um deren Überreste kümmern sich rund 4.000 Bestatter.

Kein Wunder, dass in der Beerdigungsbranche ein regelrechter Verdrängungswettbewerb herrscht. Discount-Bestatter nehmen den Traditionsunternehmen immer mehr Kunden weg. Diese Unternehmen werben zum Beispiel mit Bestattungs-Komplettpreisen von nur 499 Euro. Diese Lockangebote suggerieren eine kostengünstige Bestattung. Markt deckt auf, dass es bei diesen Preisen nicht bleibt. Erst auf Nachfrage erfahren wir, dass noch Friedhofsgebühren, Blumenschmuck, Grabstein und vieles mehr dazu kommen. Das wird den Kunden oft verschwiegen. So kann die Beerdigung das Doppelte oder sogar Dreifache des angeblichen Schnäppchens kosten.

Kaum Regulierung im Bestattungswesen
Markt deckt weiterhin auf, dass es in der Branche nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Obwohl der Umgang mit Leichen ein äußerst sensibler Bereich ist, wird das Bestattungs-Geschäft relativ schwach reguliert. Jeder kann Bestatter werden. Eine spezielle Berufsausbildung oder eine amtliche Prüfung braucht man dafür nicht. Ein Gewerbeschein genügt. Die Arbeit des Bestatters findet meist im Verborgenen statt. Jeder Bestatter kann seine Preise selbst festlegen. Für die Angehörigen ist es schwer, die Kosten zu kontrollieren. Die Versuchung ist groß, dass Bestatter, die extreme Ausnahmesituation der Trauernden ausnutzen. Denn die Angehörigen, die einen Trauerfall zu beklagen haben, sind mit der Organisation einer Beerdigung oft überfordert. Da kommt ein Bestatter gerade recht, der sich um alles kümmert. Doch das kann schnell in einer überteuerten Rechnung enden.

Schockierend hohe Beispielrechnung
Familie K. aus Elmshorn ist geschockt. Sie soll mehr als 9.000 Euro an den Bestatter zahlen. Dabei wurde ihnen im Vorgespräch eine Summe von 6.300 Euro genannt. Für die Familie ist die Rechnung nicht transparent. Was steckt hinter den einzelnen Kosten?

Zum Beispiel:

Überführung: 225 Euro
Erledigung von Formalitäten 179 Euro
Sargträger: 378 Euro
Abspielen einer selbstgebrannten CD: 85 Euro
Deko-Vasen leihen: 135 Euro

Für die Familie ist die Rechnung ihres Bestatters ein Buch mit sieben Siegeln. Die Kosten für einen Sarg oder eine Urne, einen Grabstein oder etwa die Friedhofsgebühren sind dabei ja noch gar nicht aufgeführt.

Einzelfall oder Methode?
Markt deckt auf, dass es der Bestatter-Branche an Transparenz fehlt. Viele der von uns angefragten Bestatter liefern höchst unterschiedliche Kostenvoranschläge für ein und dieselbe Beerdigung. Bei den einen ist das Grab mit Grabstein inbegriffen, bei den anderen nicht. Auch Sargträger, Traueranzeigen und Kaffeetafel wurden mal mit berechnet, mal nicht.

Preisvergleich auch bei Bestattungen wichtig
Selbst bei Traditionsunternehmen schwankt der Preis oft erheblich von Anbieter zu Anbieter. Die Verbraucherinitiative Bestattungskultur „aeternitas“ mahnt die Bestattungsunternehmen, die psychisch belastende Situation von Hinterbliebenen nicht geschäftlich auszunutzen. Aber: „Nicht alle Bestatter halten sich daran“, so die Initiative. Die Hinterbliebenen sollten sich immer mehrere schriftliche Angebote einholen und sich über alle Wünsche klar sein. Die Einzelposten sollten genau erklärt sein. Über Gebühren kann man nicht verhandeln. Aber man kann prüfen, ob die in Anspruch genommenen Leistungen korrekt abgerechnet wurden.

Auch nachträglich können die Hinterbliebenen eine Rechnung vom Bestatter anfechten. Der Bundesverband deutscher Bestatter e.V. vermittelt von den Handwerkskammern öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für das Bestattungsgewerbe.

Quelle:Markt NDR