Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten immer wieder davon, dass sie während ihres Erlebnisses erkannten, die Liebe – das größte christliche Gebot – sei das Wichtigste im Leben.
Regelmäßig betonen diejenigen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, sie hätten die Liebe als dasjenige erkannt, das in ihrem Leben am meisten zählt. Dies stimmt auffällig überein damit, dass Jesus die Liebe das höchste Gebot nennt und Paulus sie als die größte christliche Tugend bezeichnet. In Lebensrückblicken ihrer Nahtod-Erfahrungen stellen viele Betroffene fest, wie ihre bisherige Biografie einzig am Maßstab der Liebe gemessen wird. Sie erkennen, in welchen Situationen sie diesem Anspruch gerecht wurden oder nicht. Berichte über solche Erfahrungen offenbaren zudem unterschiedliche Aspekte der Liebe. Die tiefen Eindrücke führen häufig zu einer Verhaltensänderung, wobei die Liebe – durchaus im christlichen Sinn – eine größere Rolle im Leben der Betroffenen spielt.
„Liebe – und dann tue, was du willst“, sagte Augustinus. Und schon Paulus schrieb im ersten Korintherbrief: „… hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“ Solche Aussagen betonen den hohen Stellenwert, den die Liebe im Christentum einnimmt. Ganz ähnlich klingt die Erkenntnis einer Nahtod-Erfahrenen: „Lernen, Liebe zu geben und zu empfangen. Das ist alles, was in diesem Erdenleben wichtig ist“ (Barbara R. Rommer, Der verkleidete Segen). Ähnliche Aussagen finden sich vielfach sowohl bei christlichen Autoren wie auch in Berichten von Menschen, die sich in einer Nahtoderfahrung mit Einsichten beschenkt fühlen. Letztere nehmen häufig ein Licht wahr, in dem sie sich geborgen und geliebt wissen. Und in Lebensrückblicken erfahren sie nicht selten eine Beurteilung ihres bisherigen Verhaltens und stellen dabei fest, dass ihre Taten einzig daran gemessen werden, ob sie als Handelnde geliebt oder verletzt haben. Diese Erfahrungen werden meistens als zutiefst real erlebt. Häufig führen sie zu einer Änderung des eigenen Verhaltens. Beispielsweise gewinnen, wie Statistiken belegen, Kontakte zu Mitmenschen und soziales Verhalten eine größere Bedeutung. Christlich gesprochen: die Nächstenliebe nimmt zu. Gleichfalls wächst das Interesse an Geistigem, während die Hinwendung zu rein materiellen Dingen abnimmt.
Das Studium von Nahtod-Berichten offenbart unterschiedliche Aspekte der Liebe, die die Erlebenden wahrgenommen und erkannt haben. Häufig wird die Freiheit und Bedingungslosigkeit der Liebe beschrieben. So wie Zwang und Liebe einander nicht vertragen, sowenig entspricht reine Pflichterfüllung „mit zusammengebissenen Zähnen“ dem Liebesanspruch. Weiterhin bezieht sich die in den Berichten geschilderte Liebe auf das Leben als Ganzes, also auch auf die eigene Person und auf die Umwelt. Reiner Altruismus wird nach den Berichten als Lieblosigkeit sich selbst gegenüber wahrgenommen. Schließlich zeigt sich der Anspruch der Liebe als nicht von außen an den Menschen herangetragene Forderung, sondern als Ausdruck seines eigenen Wesens. Wer andere verletzt, verletzt damit letztlich sich selbst. All dies sind gleicherweise aus Nahtoderfahrungen gewonnene Einsichten wie auch christliche Erkenntnisse.
Autor seit 1988. Seit 2010 Mitarbeiter im Netzwerk Nahtoderfahrung. Das Netzwerk setzt sich für einen interdisziplinären Dialog und die weitere Erforschung der vielfältigen geistes- und naturwissenschaftlichen Aspekte dieser Erfahrungen ein. Es gibt Impulse für das Verständnis dieser Erfahrungen und für einen ernsthaften Umgang mit diesem Phänomen in der Öffentlichkeit.
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Nahtoderfahrung diverse Veröffentlichungen.
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