Internationale Salzburger Wundtage beschäftigten sich mit dem Einsatz
neuartiger Desinfektions- und Kompressionsmaterialien

"Teamwork bei der Wundversorgung wichtig"

Diskutierten bei den Salzburger Wundtagen über neuartige Desinfektions- und Kompressionsmaterialien (v.l.): Dr. med. univ. Renato Kasseroller (Salzburg) und a.o.Prof. Dr.med.univ. Erich Brenner (Medizinische Universität Innsbruck).

SALZBURG – Rund 125.000 Patienten sind österreichweit von chronischen Wunden betroffen, rund 15.000 erkranken jährlich neu an Dekubitus oder Unterschenkelgeschwüren. Um das Wundmanagement zu verbessern, haben 30 Referenten und 200 Fachleute aus fünf Ländern am Donnerstag und Freitag (4./5.Oktober 2012) bei den Internationalen Salzburger Wundtagen über den Einsatz von neuartigen Desinfektions- und Kompressionsmaterialien diskutiert.

„Wir bauen mit unserer Fortbildungsveranstaltung eine Brücke zwischen behandelnden Ärzten und dem Pflegepersonal“, bilanzierte a.o. Prof. Dr.med.univ. Erich Brenner (Innsbruck), Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Lymphologie (ÖGL), nach dem zweitägigen Fachkongress im Salzburger Hotel Mercure. „Eine Gruppe allein führt nicht zu einem befriedigenden Ergebnis für den Patienten.“

Phasengerecht, individuell und problemorientiert
Nur mit Hilfe eines modernen Wundmanagements heilt laut Professor Brenner die Wunde schneller und verbessert die Lebensqualität des Patienten. Die Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegepersonal sei ausschlaggebend für ein erfolgreiches Wundmanagement, so der 47-jährige a. o. Professor an der Medizinischen Universität Innsbruck. Die moderne Wundbehandlung erfolgt nach Angaben des Mediziners phasengerecht, individuell und problemorientiert.

„Jede Wunde muss individuell behandelt werden“, sagt Dr.med.univ. Renato Kasseroller (Salzburg), Co-Leiter der Salzburger Wundtage und Allgemeinmediziner mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Lymphödemen. Vor eine besondere Herausforderung werden Ärzte und Pflegeteam gestellt, wenn Wunden über einen längeren Zeitraum nicht verheilen und es sich um Patienten mit mehreren Erkrankungen handelt, so Kasseroller.

Mit rund 125.000 betroffenen Patienten in Österreich, davon jährlich rund 15.000 neuen Fällen, handelt es sich laut ÖGL um ein volkswirtschaftliches Phänomen. Falsch behandelte Wunden seien die teuerste Lösung für alle Bereiche: Patienten, Pflege und die Gesellschaft. Mögliche Fehlerquellen seien eine mangelhafte Reinigung, die unzureichende Wundvorbereitung und ein falsches Verbandsmaterial, so ÖGL-Präsident Brenner.

Neuartige Desinfektions- und Kompressionsauflagen mit besonderer Beschichtung unterstützen und fördern Brenner zufolge den natürlichen Heilungsprozess. Die Auswahl der geeigneten Wundauflage erfolge nach Anamnese und auch der Beurteilung der Wundheilungsphase. Wichtig seien die Tiefe der Wunde, Flüssigkeitsabsonderungen, die Durchblutung und eventuelle Infektionen. „Viele Wunden heilen unter feuchtwarmen Folien oder Hydroaktiv-Verbänden erheblich schneller und besser als an der Luft“, sagt Brenner.
Ein Verband, der die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse der Wunde konstant halte, schützt laut Brenner am besten. Unterhalb einer Temperatur von 28 Grad Celsius finde nämlich kaum noch die notwendige Zellteilung statt.

Die Wunde sollte Brenner zufolge zum Schutz vor mechanischer und chemischer Reizung abgedeckt werden und die Wundruhe ungestört verlaufen. Funktion der Wundauflage sei es, so der Innsbrucker Medizin-Professor, Sekrete aufzunehmen und den Nährboden für Erreger zu entziehen. Viel Flüssigkeit absondernde Wunden werden Brenner zufolge mit einem Super-Absorber aus Polyacrylat versorgt. Kaum ein anderes Verbandsmaterial habe eine so starke Saugkraft. Der Verband müsse nicht mehr mehrfach am Tag gewechselt werden, beschreibt Brenner den Vorteil neuartiger Verbandsmaterialien.

Die Internationalen Salzburger Wundtage 2012 wurden von der Österreichischen Akademie der Ärzte mit sechs freien und acht fachspezifischen Diplomfortbildungsprogramm-Punkten approbiert. Jeder Teilnehmer erhielt das Weiterbildungszertifikat (Refresher) der österreichischen Gesellschaft für Lymphologie. Mit einem „Kompressionstag 2013“ wird die nächste ÖGL-Veranstaltung Ende März 2013 in Linz stattfinden.

Bildtext:
Diskutierten bei den Salzburger Wundtagen über neuartige Desinfektions- und Kompressionsmaterialien (v.l.): Dr. med. univ. Renato Kasseroller (Salzburg) und a.o.Prof. Dr.med.univ. Erich Brenner (Medizinische Universität Innsbruck), Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Lymphologie (ÖGL). (Foto: Christoph Werr für ÖGL)

Über die Österreichische Gesellschaft für Lymphologie (ÖGL)
Die gemeinnützige Österreichische Gesellschaft für Lymphologie (ÖGL) fördert die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Lymphologie und der damit zusammenhängenden Disziplinen und Grenzgebiete sowie deren Anwendung in der Praxis im Interesse einer besseren Patientenversorgung. Die ÖGL optimiert und standardisiert Therapiemöglichkeiten lymphologischer Krankheitsbilder und der diesbezüglichen Ausbildung. Sie fördert die Fortbildung auf dem interdisziplinären Gebiet der Lymphologie und der angrenzenden Gebiete, insbesondere der Allgemeinmedizin, Chirurgie, Gefäßchirurgie, Plastischen und Wiederherstellungschirurgie, Dermatologie, Internen Medizin und Physikalischen Medizin, nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der gesetzlichen Standesvertretung und mit den für diese Fächer zuständigen Instituten und Universitätskliniken.

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