Berlin braucht kein neues Museum, Megatrends sind ohnehin omnipräsent und der Technikstandort Deutschland hat keinen Nachholbedarf
Berlin / Stuttgart. Forschungsministerin Schavan plant laut Medienberichten ein Zukunftsmuseum im Herzen Berlins. Als „völlig überflüssiges Vorhaben“ bezeichnetes das Deutschlands einziger Trendbeobachter Mathias Haas. Megatrends, so sein Argument, sind ohnehin überall sicht- und nachweisbar und verändern sich so schnell, dass kein Museum der Welt diese darstellen kann. Sein Vorschlag statt eines zentralen, statischen Museums: dynamisch wandelbare Städtetouren in ganz Deutschland.
„Megatrends sind allgegenwärtig und zeigen sich an fast jeder Straßenecke in jedem Ort und im Alltag der Menschen“, erklärt der Stuttgarter Trendbeobachter. Museen, und seien sie noch so interaktiv und flexibel, könnten gar nicht schnell genug sein, um dies anschaulich abzubilden. Wandel vollzöge sich viel zu permanent, rasant und schleichend zugleich. Außerdem brauche Deutschland keinen neuen Technologieleuchtturm – schon gar nicht in Berlin. Deutschland sei weltweit bekannt als führende Techniknation, dieses Image müsse nicht aufpoliert werden. Und Kultur müsse ohnehin dezentraler werden. Eine Konzentration von Museen, Events und Begegnungszentren in immer den gleichen Metropolen verstärke nur die Landflucht und führe zu einem weiteren Ausbluten der Fläche.
„Besser wären Stadtführungen, die den täglichen Wandel erlebbar machen und jedem vor Augen führen, dass er Teil verschiedener globaler Megatrends ist“, so Haas“ Idee. Jeder Mensch sei Treiber, Gestalter und Betroffener des sich permanent vollziehenden Wandels. Dies zu veranschaulichen, regional vor Ort und durch persönliche Erfahrungen, sei eine wichtigere Aufgabe. „Solche dynamischen Stadtführungen könnten an jedem Ort stattfinden und je nach Interessenlage angepasst werden.“ Davon hätten dann auch mehr Menschen etwas – Erleben vor Ort und in der Fläche und eine echte Sensibilisierung für den Alltag. Haas: „Die Kultur muss sich ändern. Wandel bietet viele Chancen, die es zu nutzen gelte. Die Toleranz, Reaktions- und Anpassungsgeschwindigkeit müsste steigen.“ Die individuelle „Zukunftsfitness“ jedes einzelnen Menschen und jedes einzelnen Unternehmens sei für Deutschland global gesehen viel wichtiger als eine rein „darstellende Leistungsschau einer Zukunft, die sich im Moment der Darstellung eh schon längst überholt haben wird“.
Persönliches und aktives Erleben müsse gefördert werden, nicht passive Stahl- und Betongebäude mit Glasvitrinen. Dieser Ansatz sei entwicklungs-, kultur- und wirtschaftspolitisch richtungsweisend. Schavans Traumschloss sei ein Gedanke von gestern.
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