Ein Interview mit Daniela Brotsack.
Wunderbar, der Flyer oder das Plakat aus der Druckerei sind geliefert worden. Also, Paket geöffnet und schnell erst mal einen Blick darauf werfen. Sieht alles gut aus – aber dann: Ein Fehler im Text. Wem ist das nicht schon mal passiert? Jetzt ist guter Rat teuer, wie man so sagt. Daniela Brotsack weiß, wie man durch eine professionelle Textkorrektur solche Schrecksekunden vermeiden kann.
Klaus Wenderoth: Frau Brotsack, stellen Sie sich doch bitte kurz vor und sagen Sie uns, was Sie machen.
Daniela Brotsack: Ich habe in den Branchen Druck, Lokalisierung und Medien, dabei oft im Marketing, gearbeitet und so die unterschiedlichsten Texte, aber auch verschiedene Blickwinkel darauf kennengelernt. Gelernt habe ich Schriftsetzermeisterin, Fachfrau für Werbung und DTP sowie Medienmarketing-Fachwirtin BAW, und ich arbeite freiberuflich als Korrektorin bzw. Lektorin.
Klaus Wenderoth: Wie ist es grundsätzlich um die „Kunst des Lesens und des Schreibens“ in diesem Land bestellt?
Daniela Brotsack: Mein Eindruck ist, dass vor allem bei der E-Mail-Korrespondenz immer weniger auf Richtigkeit geachtet wird. Manche Bekannte sagen auch „Ich weiß, dass ich nicht schreiben kann. Aber in meiner Branche ist das nicht wichtig. Meinen Kunden ist das egal.“ Ich wäre mir da nicht so sicher! Es gibt viele Menschen, die von einem Text auf den Verfasser schließen.
Wenn ich mir Blogs und Kommentare zu den unterschiedlichsten Themen im Internet ansehe, wundere ich mich immer wieder, wie viele Menschen im deutschsprachigen Raum vor allem die kleinen Wörter „das“ und „dass“ nicht richtig zu verwenden wissen. Und zwar unabhängig von ihrer Allgemeinbildung. Dabei wäre das gerade für Bayern und ähnliche „Dialektler“ ganz einfach: solange ich „des“ sagen kann, muss ich ein einfaches „das“ schreiben.
Klaus Wenderoth: Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb viele Texte/Drucksachen ohne Textkorrektur publiziert werden?
Daniela Brotsack: Da gibt es verschiedene Gründe, die ich im Laufe der Jahre beobachtet habe:
1. Keine Zeit für Korrekturen.
2. Wer hat es schon gerne, verbessert zu werden?
3. Die Verantwortlichen legen keinen besonderen Wert auf Rechtschreibung und Zeichensetzung.
4. Der Gedanke, dass Fehler im Text sein könnten, kommt erst gar nicht auf.
5. In der Firma wurde noch nie etwas zur Korrektur gegeben und warum sollte man alte Bahnen verlassen?
6. Der Wille, für eine Korrektur Geld auszugeben, fehlt.
7. Die Notwendigkeit wird nicht erkannt oder unterschätzt.
8. Es reicht, wenn das die Sekretärin oder der Sachbearbeiter nochmals liest.
9. Es herrscht die Meinung, dass die Korrektur im Textprogramm oder eine Internet-Rechtschreibprüfung ausreichend sind.
Die Gründe sind vielfältig. Ich denke jedoch, dass in den meisten Firmen einfach gar nicht darüber nachgedacht wird.
Ist Ihnen ein besonders eindrucksvoller Fall in Erinnerung, der hier als Beispiel gelten mag?
Einmal bekam ich einen Flyer eines Restaurants mit asiatischer Küche, das auch einen Lieferservice hatte. Die Fehler darin waren zahlreich und haarsträubend. Amüsant, weil die Schreibweise mancher Wörter teilweise richtig witzig und bis zur Unkenntlichkeit verzerrt war. Traurig, weil da anscheinend jemand meinte, alles selbst (oder mit Hilfe von Freunden) meistern zu können.
Doch es gibt da auch Beispiele aus der Wirtschaft, bei denen Plakate von großen Firmen gedruckt wurden, mit nur drei Wörtern, von denen eines falsch geschrieben war. Das werte ich unter „Betriebsblindheit“.
Klaus Wenderoth: Welche Folgen können fehlerhafte Texte nach sich ziehen?
Daniela Brotsack: Die schlimmste Folge könnte sein, dass dem Werbenden Kompetenz abgesprochen wird, weil von einem „schlampigen“ Text auf zum Beispiel einen schlampigen Handwerker geschlossen wird.
Dazu ein persönliches Beispiel: Ich habe vor Jahren in einer großen Zeitung ein Stellengesuch geschaltet. Derjenige, der die Anzeige gestaltet hat, hat es tatsächlich geschafft, mehrere Fehler „einzubauen“. Und das in einer Anzeige, in der eine Schriftsetzermeisterin eine neue Arbeitsstelle sucht. Wie peinlich ist das denn? Die korrigierte Anzeige in der Woche darauf konnte da nichts mehr retten.
Wenn es um Diplomarbeiten geht, könnte ein Text mit zahlreichen Fehlern Ihnen eine gute Note kosten.
Allerdings geht es bei einer Korrektur, wie ich sie verstehe, nicht nur um Rechtschreibung und Zeichensetzung. Es geht auch um eine klare Linie, immer gleiche Schreibweisen von z. B. Firmen oder Namen, Verständlichkeit und Eindeutigkeit. Wenn also Texte, die vielleicht von einer fachlichen Koryphäe geschrieben wurden, für den Leser nur böhmische Dörfer sind, ist das Thema verfehlt und die Texte sind wertlos.
Wenn der Hersteller verschiedene Produktnamen (mit oder ohne Bindestrich, verschiedene Klein- und Großschreibung) kommuniziert, darf er sich nicht wundern, wenn die Werbung seiner Händler genauso unterschiedlich ausfällt. Das könnte den Endverbraucher u. U. so verwirren, dass er nicht kauft, weil er sich nicht sicher ist, ob es sich um das richtige Produkt handelt.
Klaus Wenderoth: Der rechtliche Aspekt. Wer kann eigentlich wann für fehlerhafte Texte haftbar gemacht werden? Die Werbeagentur, die Druckerei, das Korrektorat …?
Daniela Brotsack: Ich bin kein Jurist und einen Fall, in dem es um eine solche Haftung ging, hatte ich zum Glück auch noch nicht. Im Normalfall sichern sich alle externen Dienstleister ab, indem sie finale Freigaben vom Auftraggeber verlangen. Das heißt, der Auftraggeber sollte sich alles nochmals genau durchsehen, bevor er seinen Segen für die Produktion gibt.
Ich sende meinen Kunden üblicherweise die Korrekturen und Änderungsvorschläge sichtbar gemacht zurück. Sie können selbst entscheiden, was sie umsetzen wollen. Diese Vorgehensweise gibt dem Kunden auch die Sicherheit, dass bei der Korrektur keine Textstellen verändert wurden, die für ihn enorme Wichtigkeit haben.
Natürlich sind wir alle nur Menschen und auch einem Korrektor/Lektor geht mal etwas durch die Lappen. In beinahe jedem Buch finden Sie mindestens einen Fehler, wenn Sie suchen. Ich behaupte außerdem, dass jeder Korrektor seine persönlichen Schwächen hat. Auch bei mir gibt es gewisse Wörter, bei denen ich mir nie ganz sicher bin und den Duden zu Rate ziehen muss.
Klaus Wenderoth: Schildern Sie doch bitte, aus Ihrer Sicht, den idealen Prozess von der Textfindung bis zur abschließenden Textkorrektur vor dem Druck.
Daniela Brotsack: Das ist gar nicht so einfach. Hier kommt es auch darauf an, um welche Texte es geht. Aber hier mein persönlicher Idealfall:
Der Text wird von einer oder zwei Personen erstellt, die möglichst große Ahnung vom Produkt bzw. der Materie haben, aber auch von der Art der Darstellung. Es gibt große Unterschiede zwischen Produktbeschreibungen für Händler oder für Endverbraucher, Pressetexten, allgemeinen Firmenpräsentationen und anderen Texten. Da ist es durchaus sinnvoll, manches von diesbezüglich geschultem Agenturpersonal machen zu lassen – möglichst in enger Zusammenarbeit mit einer internen Kraft, die sich mit dem Produkt gut auskennt.
Dann kommt die Korrektur. Meiner Meinung nach sollte diese zweifach geschehen.
Einmal die Rechtschreibung und Zeichensetzung durch eine externe Person, die nur bedingt oder gar nicht mit der Materie vertraut ist (Agenturen haben meistens einen Korrektor). Dadurch wird offensichtlich, ob der Text für „Uneingeweihte“ auch verständlich ist. Vielleicht hat der Korrektor noch Fragen zu bestimmten Arbeitsschritten, die vom Hersteller übersehen wurden. Das ist sehr wichtig – vor allem bei Beschreibungen von Produkten, die für Endverbraucher ohne Kenntnisse gedacht sind. Es ist einfach so, dass sich eine gewisse „Betriebsblindheit“ einschleicht und oft beim Verbraucher Vorwissen vorausgesetzt wird, das so nicht vorhanden ist
Die zweite Korrektur sollte intern geschehen: Sind alle Produktnamen richtig? Ist das Markenzeichen vorhanden? Stimmt das Logo? Sind der Firmenname und die Adresse vollständig? Sind alle Angaben vorhanden, auf die die Firma Wert legt? Wurde das richtige Bild (mit dem dazugehörigen Copyright) verwendet? Sind alle nötigen Sicherheitshinweise auf der Verpackung bzw. in der Beschreibung? Sind alle Sprachen für die Verkaufsländer darauf? Wie sieht es mit dem Copyright-Text des Lizenzgebers aus?
Das sind Dinge, die ein Korrektor nur weiß, wenn er schon lange für eine Firma arbeitet und die Gepflogenheiten sehr gut kennt. Daher kann er meiner Ansicht nach auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden.
Grundsätzlich ist es so, dass es nicht reicht, die eigenen Texte zu korrigieren. Denn der Verfasser weiß ja, was er geschrieben hat und übersieht so seine Fehler. Das passiert JEDEM! Wahrscheinlich habe auch ich irgendwo in meinen Antworten einen Flüchtigkeitsfehler …
Klaus Wenderoth: Ist es Ihrer Meinung nach empfehlenswert alle, den Text betreffende, Arbeiten in „eine Hand“ zu geben. Und wenn ja, warum?
Daniela Brotsack: Ja, auf jeden Fall! Das hat mehrere Gründe:
Wenn immer die gleiche Person Texte für die Firma schreibt, ist der Stil gleichbleibend. Die Kunden werden nicht verwirrt durch ständig wechselnde Stilrichtungen. Diese Person wird auch immer wieder die gleichen Ausdrücke für bestimmte Arbeitsschritte oder Dinge verwenden. Da zieht sich ein roter Faden durch. Das gibt auch dem Kunden eine gewisse Sicherheit.
Außerdem kennt diese Person mit der Zeit die Produkte, hat hoffentlich auch eine Begeisterung dafür und kann daher auch viel glaubwürdigere Texte verfassen.
Beim Grafiker ist es das Gleiche. Im besten Fall meldet sich ein aufmerksamer Grafiker, wenn ihm eine Abweichung zu einem vorhergehenden Projekt auffällt (Beispiel: auf einer Verpackung fehlen die Sicherheitshinweise).
Ein Korrektor bzw. Lektor, der immer wieder für die gleiche Firma arbeitet, weiß nach einer Weile, worauf er besonders achten muss und legt darauf sein Augenmerk.
Ich habe schon erlebt, dass eine Druckerei, die mehrere ähnliche Aufträge von einer Firma bearbeitet hatte, sich gemeldet hat, weil einem Drucker eine Abweichung zum letzten Auftrag aufgefallen ist.
Das heißt, jede fix verankerte Person in der Kette kann zur Fehlervermeidung beitragen und hilft außerdem dabei, den Firmenauftritt zu einer runden Sache zu machen.
Dieses und weitere Interviews finden Sie im Expertenblog „Menschen, Medien Meinungen …“, Experten im Interview http://www.KlausWenderoth.de
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