Freie Verkäuflichkeit von Gift fördert weltweites Artensterben
Erst vor Kurzem verendete eine Bärin qualvoll auf einem Gnadenhof in Bayern.
Laut Gutachten des Instituts für Tierpathologie der Universität München wurde das Pflanzenschutzmittel „E 605“, das wie Blausäure wirkt, in ihrer Leber gefunden.
Wenige Monate zuvor starb ein Luchs an einem Giftköder, der mit dem Insektizid Carbofuran präpariert war.
„Gezielte Tiervergiftungen sind ein weltweit zunehmendes Phänomen, das wir mit großer Sorge betrachten“, sagt Dr. Maike Förster, Biologin und wissenschaftliche Beraterin beim SAVE Wildlife Conservation Fund, eine Stiftung zum Schutz bedrohter Arten.
Bis zu 95 Millionen Vögel und bis zu vier Millionen Säugetiere werden jährlich vergiftet. Darunter auch zahlreiche hoch bedrohte Arten.
In Afrika zum Beispiel, erklärt die Biologin, werden Raubtiere wie Löwen, Afrikanische Wildhunde oder Hyänen von den Farmern oft als „Schädlinge“ betrachtet, die eine Gefahr für die Viehbestände darstellen. Eine wirksame Portion Gift ist dann für diese Farmer der einfachste und effizienteste Weg, die Raubtiere zu töten. Dabei stehen die Verluste, die Farmer durch Raubtierwilderei erleiden, zahlenmäßig in keinem Verhältnis zur erschreckend hohen Zahl getöteter, vom Aussterben bedrohter Raubtiere.
Ein paar Zahlen, die beispielhaft die große Dimension aufzeigen: Im Jahr 2009 wurden 75 vergiftete Löwen und Hunderte vergifteter Geier in Kenia offiziell gemeldet. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Wilderer vergifteten im Jahr 2011 Wasserlöcher der Nationalparks in Simbabwe und töteten so unter anderem neun Elefanten, fünf Löwen, zwei Büffel und unzählige Geier. Verwendet werden hochgiftige Pestizide wie z.B. Carofuran, das in Afrika frei verkäuflich ist und unter der Bezeichnung „lion killer“, also Löwenkiller, angepriesen wird.
In Europa hingegen verenden viele Tiere als Opfer von Herbiziden und Pestiziden, die flächendeckend in der Landwirtschaft, aber auch in Privatgärten eingesetzt werden.
Immer wieder sterben Hunde und Katzen qualvoll, weil Tierhasser Giftköder auslegen und so nicht nur Haustiere töten, sondern gleichzeitig Nagetiere und in der Folge auch Greifvögel.
Tiervergiftungen haben schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Nahrungskette. Auch die bayerische Bärin, so die Vermutung, hat kontaminierte Beute gefressen. Der Luchs hingegen ist gezielt mit einem mit Carbofuran präparierten Beutetierköder vergiftet. Das Mittel wird vor allem in Österreich, Tschechien und Ungarn verwendet, um Fuchse, Marder, Katzen und Krähen zu bekämpfen.
Häufige Vergiftungsopfer der „zweiten Reihe“ sind je nach Land: Koyoten, Schakale, Wildkatzen, Füchse, Dingos, aber auch Raubvögel. Dem folgen unzählige weitere Tiere in der Nahrungskette – bis schließlich zum Menschen, der in besonders armen Regionen auch das Fleisch von Tierkadavern isst.
Der SAVE Wildlife Conservation Fund kritisiert nicht nur den flächendeckenden Einsatz von Giften in der konventionellen Landwirtschaft, sondern auch die freie Verfügbarkeit vieler Gifte für den Endverbraucher. Problemlos erhältlich ist ein ganzes Giftarsenal: Pestizide, Rodentizide gegen Nager, Insektizide, Nematodizide gegen Fadenwürmer und Akarizide gegen Spinnentiere.
„Niemand macht sich klar, welche Kettenreaktion er beispielsweise mit einer Packung Rattengift auslösen kann“, kritisiert Dr. Maike Förster vom SAVE Wildlife Conservation Fund. „Außerdem sprechen wir uns gegen das stereotype Bild von „Nützlingen und Schädlingen“ aus.
In der Ökologie hat jedes Tier seine Funktion. Erst der Mensch erklärt es zum Schädling, den man regulieren müsse, notfalls mit Gift. Dieser Eingriff in den Gesamtkreislauf hat verheerende Folgen, die irreparabel sind.“
SAVE Wildlife Conservation Fund ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Wülfrath, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Natur- und Artenschutzes einsetzt. Hauptschwerpunkt sind bedrohte afrikanische Wildtiere.
Kontakt:
SAVE Wildlife Conservation Fund
Lars Gorschlüter
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